Zeittafel zu wichtigen technischen Ereignissen der Völklinger Hütte 1881-1974
1881
Am 27. Juni wurde die Eisenhütte versteigert und ging für 200.000 Mark an die Gebrüder Emil und Franz Haldy. Am 7. August erwarb Carl Röchling die stillgelegte Eisenhütte für 270.000 Mark und gründete mit seinen Brüdern Fritz und Theodor eine OHG. Die Firma hieß: Völklinger Eisenwerk Gebrüder Röchling.
Am 26. August wurde das Eisenwerk Völklingen von der Firma Gebr. Röchling übernommen und am 27. September 1881 im Handelsregister beim Amtsgericht Völklingen eingetragen. Teilhaber der Firma waren: Theodor Röchling, Karl Röchling, Fritz Röchling, Witwe Anna Röchling, Ehefrau von Ernst Röchling. Am 27. August wurde der Kaufvertrag bei Notar Hügel in Saarbrücken unterschrieben.
Lagerbetrieb und Versand erfolgten noch ohne mechanische Hilfe.
1882
Am 2. Juli wurde der Grundstein zum ersten Hochofen gelegt. Am 13. August 1883 konnte er bereits angesteckt wurden. Er war 16,5 m hoch, hatte vier Formen und wurde durch zwei Gebläsemaschinen, die seitwärts der Gießhalle des Ofens standen und 350 PS hatten, betrieben. Die Winderhitzung geschah durch Wärmeapparate, welche teils durch Gas, teils durch Kohle erhitzt wurden. Der Bau dieses Ofens war ohne Eisenkonstruktion. Das Rauchgemäuer des Ofens bestand aus gebrannten Ziegelsteinen. Er war auf 200 cbm Inhalt berechnet, um täglich 80 – 90 t Eisen zu erzeugen. Es war der größte Hochofen, den man bis dahin an der Saar zu bauen gewagt hatte. Er hatte weder Schlackenwagen noch Schlackengranulierungseinrichtung. Man ließ die Schlacke in Löcher neben dem Ofen laufen und benutzte die so entstandenen Schlackenstücke zur Einebnung des Hüttengeländes. Der Höhenunterschied von den Hochöfen bis zur Saar betrug 8 Meter.
Der Hochofen Nr. 1 hatte ein Anschlussgleis an die Eisenbahn. Der Ofen 1 wurde am 1. Oktober 1890 umgetauft in Ofen Nr. 3, ausgeblasen Ende Oktober 1891; er war 8 Jahre und 2 Monate in Betrieb und erzeugte bis dahin 217.113 Tonnen Roheisen. Der Ofen 1 wurde auf Gießereieisen umgestellt, das dann als Gießereiroheisen in den Handel gebracht wurde. Im Jahre 1890 wurde eine Nummerierung der Hochöfen durchgeführt. Der Hochofen Nr. 1 wurde umgetauft am 01.10.1890 in Ofen (3), 24.02.1888 Hochofen 1 (früher 3) angeblasen, bis 15.08.1901 in Betrieb.
11.02.1911 Hochofen 1 (früher 3) angeblasen.
27. November: Hochwasser in Völklingen und auf der Hütte. Pegelstand 8,70 Meter.
Wurde die Graugussgießerei mit einem Kuppelofen und drei Walzengießgruben gebaut.
1883
Schwere-Straßen 5 und 6 mit Arbeitsgerüsten errichtet. Inbetriebnahme der Walzenstraßen an Ostern 1884.
Die Hütte zählte 625 Mitarbeiter.
1884
Der Pferdetransport wurde abgelöst durch eine Schmalspurbahn, Lokomotivverkehr zum Transport von Erzen und Roheisen eingeführt.
Bau des zweiten Hochofens, der am 3. Oktober 1885 in Betrieb kam. Derselbe war 18 m hoch und sein Schacht von einem Blechmantel umgeben. Er hatte sechs Formen. Mit ihm wurden die dritte Gebläsemaschine von 500 PS und die ersten Cowperapparate gebaut. Die Wärmeapparate von Ofen 1 wurden gleichzeitig durch Cowper ersetzt. Die Maschinen, die sich in zwei Maschinenhäusern befunden hatten, wurden nun in einem Maschinenhaus vereinigt, dem jetzigen Gebläsehaus. Der Ofen 2 erhielt eine Schlackengranulierungsanlage, welche den damit erzeugten Schlackensand in Wagen laufen ließ. Das Schlackensandbecken wurde beim Bau der Drahtseilbahn mitgebaut, welche am 1. Oktober 1888 in Betrieb kam.
Solange beide Öfen die einzigen waren, erzeugten sie nur Puddelroheisen, das in der Hütte selbst verarbeitet wurde.
Hochofen Nr. 2: Wurde am 3. Oktober 1885 angesteckt und am 7. Februar 1895 ausgeblasen, war in Betrieb 9 Jahre und 4 Monate. Er erzeugte bis dahin 320.396 Tonnen Roheisen. Zum zweiten Male wurde er angesteckt am 28. März 1897, ausgeblasen am 25 1.1907, 15.05.1907 Hochofen 2 angeblasen.
1885
Normalspurlokomotive mit 250 PS angeschafft.
1886
Bau der Seilbahn von der Grube Hostenbach (Union Schacht) zur Völklinger Hütte. Inbetriebnahme 1888.
1887
Erster Stromerzeuger war eine 80 PS Helios-Lichtmaschine.
1888
Hochofen 3: am 24. Februar 1888 wurde der dritte Ofen angeblasen, der 16 Meter hoch war und 324 cbm Rauminhalt hatte. Es war der erste Ofen mit Eisenkonstruktion und fünf Formen. Mit dem Bau von Ofen 3 wurden die Gebläsemaschine und Kesselanlage nach ihrem jetzigen Standort verlegt, um für den Bau des vierten Ofens Platz zu gewinnen. Seit der Ofen 3 in Betrieb war, erzeugte er nur Puddeleisen.
Hochofen Nr. 3 (früher 1) wurde am 22. Februar 1888 angesteckt und hieß Ofen Nr. 3 bis zum 1. Oktober 1890, dann wurde er Hochofen Nr.1 genannt. Ausgeblasen am 15. August 1901, war 13 Jahre und 6 Monate in Betrieb und erzeugte in dieser Zeit 459.956 Tonnen Roheisen.
13.08.1883 Hochofen 3 angeblasen, bis 29.10.1891 in Betrieb.
15.01.1892 Hochofen 3 angeblasen, bis 23.12.1893 in Betrieb.
08.11.1894 Hochofen 3 angeblasen, bis 19.04.1904 in Betrieb.
08.12.1904 Hochofen 3 angeblasen.
1889
Saarkanalisierung wurde fertiggestellt.
Erste Schlackenhalde bis 1910 (Fischgrätenhalde).
1890
Die Hütte produzierte 70.164 t Träger und 14.502 t Schweißeisen. Sie war damit das größte Schweißeisenträgerwalzwerk Deutschlands. Die Hütte ersetzte das Schweißeisenverfahren 1891 durch das Thomasverfahren.
1891
Hochofen 4: Nach Räumung des neuen Anlagenplatzes wurde Ofen 4 erbaut, der fünf Formen hatte und am 27. Februar 1891 angesteckt und am 19. Juli 1905 ausgeblasen wurde. Bis dahin produzierte er 511.388 Tonnen Roheisen. Mit ihm kam die dritte Gebläsemaschine in Betrieb. 18.01.1906 Hochofen 4 angeblasen.
Straße 6 mit einer Einzylinderdampfmaschine gebaut.
25. Mai 1891: Inbetriebnahme des Thomasstahlwerkes mit 3 Konvertern.
Blockstraße 1 erstellt mit einer Zwillingsmaschine und AntriebsDampfmaschine (5400 PS).
1892
Versandbeginn von 20.000 t Walzprodukten: Verladung der ersten Schienen, der ersten Träger-und des ersten Stabeisens.
1893
Hochofen Nr. 5: Wurde am 19. Dezember 1893 angesteckt. Ausgeblasen 20. November 1904, war zum ersten Male in Betrieb 10 Jahre und 11 Monate und produzierte in dieser Zeit 411.310 t Roheisen.
Am 10.07.1905 Hochofen 5 angeblasen. Verladung der ersten Knüppel.
1894
Verladen der ersten Platinen.
Die Walzprodukte wurden mit Pferden auf Schmalspurwagen zum Lagerplatz gefahren.
1895
Kalk-Ringofen (am Torhaus 6) mit 23 Kammern erbaut, Umstellung auf Koksgasbeheizung im Jahre 1936.
War ein völliger Umbau des Stahlwerkes notwendig geworden.
1896/97
Gewinnung von Benzol, Toluol, Naphthalin, Teeröl, Teerpech, Stahlwerksteer, Leucht-und Industriegas aufgenommen.
1897
Begann die Versorgung der Hütte mit Kraftstrom.
16.11.1897: Wurde der erste Koks ausgestoßen und in Gichtkarren verladen. Die Kokerei der Hütte ging in Betrieb.
Die Firma wurde in »Röchling’sche Eisen-und Stahlwerke GmbH« umbenannt.
1898
24. Februar: Genehmigung zum Bau des Hochofen-Gebläse-Maschinenhauses.
Das Altenheim »Richard-Stift« und das erste Hüttenkrankenhaus wurden erbaut. Einweihung am 17. August 1899. Heute steht dieser Teil des ehemaligen Hüttenkrankenhauses unter Denkmalschutz. Der Abriss des »Richard-Stiftes« erfolgte 1956.
Sommer 1898: Kohlentransportanlage in Betrieb genommen.
1900
wurde die Fernsprechabteilung mit 25 Anschlüssen im Hauptbüro installiert.
Elektrischer Portalkran von 43,5 Meter Spannweite aufgestellt.
Walzendrehbank aufgestellt.
25. Mai: Auftrag zum Bau eines Schiffes aus Eichenholz (250 t) erteilt.
Gründung der Werkfeuerwehr.
13. Juni: Kupplung für Straße 5 und 6 eigene Bauart (Ortmann) patentiert.
1901
4. Januar: Genehmigung zum Neubau des Gebläsemaschinenhauses an der Schlachthofstraße.
1. Februar: wurde der erste Dampfkran zum Entladen der Erzschiffe in Betrieb genommen. Der Dampfkran wurde von der Firma Mohr & Federhaff erbaut. Das Entladen der Erzschiffe durch »Erzengel« hatte aufgehört.
1902
Kokerei wurde selbständiger Betrieb (bisher Teilbetrieb des Hochofens).
10. Juli: wurde eine elektrische Drahtseilbahn für den Schlackentransport zur »Derler-Kipp« gebaut.
1903
Hochofen Nr. 6: 03.02.1903 Hochofen 6 (alt) angeblasen, bis 13.11.1907 in Betrieb.
24.11.1907 Hochofen 6 (alt) angeblasen.
Invalidenwerkstatt für Altersschwache mit 7 Personen eingerichtet.
Erstes Kanalschiff aus Eisen bestellt.
24.11.1903: Parsonsturbine für Kraftwerk 1 bestellt und am 29.6.1904 in Betrieb genommen.
Dr. Hermann Röchling hatte das Patent des Schweden Kjellin auf elektrische Induktionsöfen erworben.
1906
Erweiterung der Kokerei zur Gewinnung von Nebenprodukten.
Lehrwerkstatt in den Kellerräumen des Schlafhauses eingerichtet.
6.5.1906: DRP 199 354 für den Röchling-Rodenhauser-Elektroofen erteilt.
1906-1907
Sulfatfabrik erbaut.
1907
15. Januar: Genehmigung zur Dampfkreissäge aus dem Jahr 1905 Errichtung einer Benzolfabrik und einer Teerdestillation.
Größere Werkstatträume für (A I W) im Schlafhaus eingerichtet.
Chemisches Laboratorium eingerichtet.
Wurde der neue Konverter 5 aufgestellt.
Elektrische Zentrale mit einer Leistung von 1500 KW erstellt. Sie speiste 250 Motoren, 400 Bogenlampen und 2000 Glühlampen.
In der Schwellenadjustage eine Schneid-und Kappmaschine aufgestellt.
22. Juni: Röchling-Rodenhauser-Elektroofen (3,5 t) in Betrieb genommen.
1908
Röchling-Rodenhauser-Elektroofen (8 t) in Betrieb genommen.
Das neue Hüttenkrankenhaus 1906-1908 (Architekt Großwendt) erbaut, wurde am 24. Oktober 1908 eingeweiht (Männerbau). Der Abriss erfolgte 1985.
1909
4. Februar: Genehmigung zum Bau einer Roheisenmischeranlage mit zwei Kranen (50 t).
Baubeginn des Edelstahlwalzwerkes mit 700er Trio-Vorstraße 9.
Röchling hatte die Herstellung von hochlegiertem Stahl aufgenommen.