Historischer Überblick und Zeittafel in der Gemeinde

Die Kirche St. Martin war eines der ältesten Gotteshäuser im Saarland. Sie wurde im 6. oder 7. Jahrhundert im Gebiet des »Alten Brühl« erbaut und 1050 erstmals in einem Kirchenverzeichnis der Diözese Trier als Kirche aus der Karolingerzeit erwähnt. Nach der Reformation wurde sie von 1575 bis 1684 ausschließlich für evangelische Gottesdienste genutzt. Da es im Völklinger Dorf nur eine Kirche gab, diente St. Martin 1684 bis 1848 als sogenannte »Simultankirche« beiden Konfessionen. 1848 wurde an der Chaussee nach Wehrden die erste katholische St. Eligius-Kirche erbaut und eingeweiht. Seit diesem Jahr war St. Martin wieder bis 1922 evangelische Kirche.

1858/60

Als die Bahnstrecke Saarbrücken-Trier in Betrieb genommen wurde, erhielten Völklingen und Obervölklingen ein Bahnhofsgebäude.

1865

wurde der Wetterschacht – Rammelter Schacht – 1.530 Meter nordnordwestlich vom Albertschacht, auf dem Heidstock angehauen. Er diente als Wetterschacht für das neue Beust-Flöz. Daten: Teufe 58,50 Meter – Querschnitt: Elliptisch mit 3,10 x 2,52 Meter und 16 Zoll starkem Ziegelsteinmauerwerk. Im Volksmund das »Bischeleisen« genannt. Ab 1931 außer Betrieb, 1936 abgemauert, 1960 verfüllt und 1963 abgedeckt.

1867

wurde auf Kosten der Gemeinden Völklingen, Wehrden, Geislautern und Ludweiler sowie der Dillinger Hütte der Bau einer festen Brücke begonnen. Die Breite der Brücke betrug 23 Fuß ( 8,05 Meter), die Breite der Fahrbahn 16 Fuß (5,6 Meter) und die Länge des Oberbaus 274 Fuß (95,9 Meter). Die lichte Weite der beiden äußeren Öffnungen betrug je 77 Fuß (26,95 Meter), die der mittleren Öffnungen 101 Fuß (35,35 Meter). Die Staatsregierung hatte zu den Baukosten einen Zuschuss von 6500 Talern bewilligt.

Das Zweigwerk des Vereins chemischer Fabriken Mannheim in Luisenthal gegründet. 1870 Herstellung von Sodasulfat, Schwefel und Salzsäure.

1868

wurde Völklingen Sitz eines Amtsgerichtes, das am 2. Juli 1868 im Haus des ehemaligen Bürgermeisters Carl Kunkel (Kunkelshof) eröffnet wurde.
Das vom Saarbrücker Bergamt erbaute Knappschafts-Lazarett an der Chaussee nach Wehrden wurde im Dezember seiner Bestimmung übergeben. Wie aus einem Jahresbericht aus dem Jahre 1876 zu entnehmen ist, liegt es frei und luftig, fern von störender Umgebung, von Feldern und Wiesen so eingeschlossen, dass eine Ansiedlung in einer der Anstalt beeinträchtigten Nähe nicht zu befürchten steht. Im Zuge der Verkehrsplanung wurde das Gebäude im Jahre 1968 abgerissen.
Am 26. Oktober wurde von dem Mutterhaus, Marienhaus bei Waldbreitbach, die ehrwürdige Schwester Oberin Elisabeth Edenbach mit noch drei anderen Schwestern nach Völklingen entsandt, um im Knappschaftskrankenhaus die Pflege der Kranken zu übernehmen.
Alle Dörfer, auch Völklingen, haben einen Ortsvorsteher, die der Völklinger Bürgermeisterei unterstehen. Zahl der Einwohner der Gemeinden der Bürgermeisterei Völklingen. Völklingen 2.598, Fürstenhausen 969, Wehrden 713, Geislautern 764, gesamt 5.044.

1869

Am 4. Januar wurde die Saarbrücke von Völklingen nach Wehrden von dem Baukomitee, den Herren von Gärtner, Regierungspräsident, dem Oberpräsidenten von Pommer-Esche, Oberbauinspektor Dressel, Bürgermeister Kühlwein – Völklingen, Bürgermeister Weber – Ludweiler, Direktor Schäffner – Dillingen, Beigeordneter Franz – Völklingen, Gemeindevorsteher Kurz – Wehrden, Gemeindevorsteher und Hüttendirektor Wenzel – Geislautern feierlich eingeweiht.
18. Januar: wurde in Völklingen die Casino-Gesellschaft gegründet. Unter den Gründungsmitgliedern befanden sich der Dechant Matthias Uters, der evangelische Pfarrer Adolf Zillessen, der Bürgermeister Kühlwein, der Knappschaftsarzt Dr. Salm, ein weiterer Arzt, der Friedensrichter von Winzigerode, der Notar, zwei Kaufleute, ein Unternehmer, ein Steuereinnehmer, der Apotheker Wilhelm Nauheim, ein Lehrer, ein Gerichtssekretär und der Gerichtsvollzieher.

Johann Jakob Christian Kühlwein

Bürgermeister Johann Jakob Christian Kühlwein 1851 – 1879

1870

14. Juli: Zwischen Frankreich und Preußen wurden die diplomatischen Beziehungen abgebrochen.
19. Juli: Frankreich erklärte Preußen den Krieg. Süddeutsche Staaten unterstützten den Norddeutschen Bund. Chef des Generalstabes der deutschen Heeresleitung war General Helmuth von Moltke.
6. August: Sieg der Deutschen Armee in den Schlachten bei Spichern und Wörth.
2. September: Nach der Entscheidungsschlacht bei Sedan kapitulierte die französische Hauptarmee, Kaiser Napoleon III. geriet in Gefangenschaft. Der Reichskanzler Otto von Bismarck nannte am 13. September die deutschen Friedensbedingungen.
3. Dezember: Im »Kaiserbrief« schlug der bayerische König Ludwig II. Wilhelm I. von Preußen zum Deutschen Kaiser vor. Im Dezember gründeten katholische Abgeordnete in Preußen die Zentrumspartei.

21. Juli: erfolgte die Sicherung der Brücke Wehrden.
23. Juli: ereignete sich ein Gefecht bei Wehrden.
27. Juli: fand die »Schlacht« bei Geislautern statt.
2 . August: beschossen die Franzosen Völklingen mit zwei Kanonen, die auf dem Hünerscheerberg in Fürstenhausen aufgestellt waren. Die Kanoneneinschläge am Knappschaftskrankenhaus waren noch bis zu seinem Abriss im Jahr 1968 zu sehen. Gefecht zwischen französischem und preußischem Militär am Weg nach Ludweiler.

1871

18. Januar: König Wilhelm I. von Preußen wurde im Spiegelsaal von Versailles zum Kaiser ausgerufen.
10. Mai: Der Friede von Frankfurt am Main beendete den Deutsch-Französischen Krieg. Elsass und Lothringen kamen zum Reich.

1872

Vom Bahnhof Völklingen zur Grube »Viktoria«-Püttlingen wurde eine 6 Kilometer lange Verbindungsbahn gebaut. Die Grubenbahn lief durch das Gelände der Kohlen-und Rohproduktenhandlung Schiel und Co. (1998 Verkehrskreisel Heidstock), kreuzte die Provinzialstraße (1998 Karl-Janssen-Straße) und lief über den »Schwarzen Weg« durch den Völklinger Wald zur Grube. Beiderseits dieser Bahn sicherten Barrieren den Zugverkehr.
25. Juli: wurde die Freiwillige Feuerwehr Völklingen unter Bürgermeister Kühlwein gegründet. Im Gründungsjahr bestand das freiwillige Feuerwehrkorps der Gemeinde Völklingen aus zwei Löschzügen für Völklingen und Obervölklingen. Gründung des MGV »Eintracht« Fenne.

1873

In der Gemarkung »Jungfernbrühl« Gründung einer Eisenhütte durch den Hütteningenieur Julius Buch.
In Obervölklingen wurde ein Schulhaus erbaut und schon im Herbst der notdürftig ausgestattete Schulsaal bezogen, ehe der übrige Teil des Hauses fertiggestellt und bewohnbar war.

1874

Die »Völklinger Eisenhütte, Aktiengesellschaft für Eisenindustrie« arbeitete mit 10 Puddelöfen und 3 Schweißöfen.
Der Geislauterner Kokshochofen wurde stillgelegt, das Puddeln wurde noch einige Zeit fortgesetzt.
17. September: wurde Obervölklingen durch ein Grubenunglück schwer getroffen. Eine Wetterexplosion im Ostschacht der Grube Sorlo brachte vier Männern den Tod.

1873-1874

Der Gemeinderat unter Bürgermeister Kühlwein beschloss einstimmig den Bau eines neuen Gemeindehauses. Mit dem Bau des neuen Rathauses wurde die Verlagerung des Ortszentrums von dem »Alten Brühl« an der Saar, an die Hauptstraßen nach Wehrden und Bous endgültig. Das zweistöckige, von den Architekten und Bauunternehmern Richard Schmidt (Luisenthal) und Melchior Schneider (Völklingen) an die Renaissance angelehnte Gebäude wurde nach zweieinhalbjähriger Bauzeit bezogen.

1874

Der Kanalstollen bei Wehrden im Feld der Grube Geislautern wurde angehauen.

1875

Von der Gemeinde Völklingen wurde in der Kühlweinstraße ein neuer Friedhof angelegt.
Die Anlage eines Friedhofes wurde in Geislautern fertiggestellt. Die Toten wurden bisher in Völklingen beerdigt.

1876

1. Januar: Gründung der Reichsbank. Auf dem Münzsektor galt ab diesem Termin im Deutschen Reich nur die neue Mark-Währung. Schaffung einer Kohleabsatzstelle an der Saar in Wehrden. Der Anna-Schacht wurde als Simschelter-Schacht angehauen und bis auf 237 Meter abgeteuft. Im Jahre 1902 wurde er nach der Gattin Anna des Bergrates Althans umgetauft. 1937 abgeworfen, 1938 abgedeckt. Druck einer Völklinger Zeitung im Verlag von Emil Scheuer, »Völklinger Nachrichten«.

1878

Das Völklinger Eisenwerk beschäftigte 385 Arbeiter.

1879

20. Oktober: war Jakob Kühlwein, Bürgermeister von Völklingen, verstorben. Jakob Kühlwein wurde am 16. März 1820 in Baumholder geboren. Der Berufssoldat Jakob Kühlwein übernahm 1851 die Bürgermeisterstelle in der Gemeinde Völklingen.
Von verkehrswirtschaftlicher Bedeutung für Völklingen war die Kanalisierung der Saar von Saarbrücken nach Ensdorf.
Die Völklinger Eisenhütte betrieb mit 345 Arbeitern 9 Puddelöfen, 4 Schweißöfen und 3 Walzenstraßen. Noch in diesem Jahr wurde die Hütte stillgelegt.
27. November: Hochwasser in Völklingen bei einem Pegelstand von 8,70 Meter.
August: wurde der »Turnverein zur Fenner Glashütte« gegründet.

1879-1903

Carl Stürmer wurde Bürgermeister von Völklingen (er wurde am 21. März 1843 in Trier geboren und verstarb am 12.9.1917 in Köln-Klettenberg.