1881

27. Juni: die Hütte wurde versteigert und ging für 200.000 Mark an die Gebrüder Emil und Franz Haldy.
7. August: »Habe gestern von Haldy die Völklinger Hütte zu 270.000 Mark ohne Erzkonzessionen erworben«, so Carl Röchling. Er gründete mit seinen Brüdern Fritz und Theodor eine OHG. Die Firma hieß »Eisenwerk Gebrüder Röchling«.
27. September: Die Firma wurde ins Handelsregister beim Amtsgericht Völklingen eingetragen.

1882

Beginn des Aufstiegs von Völklingen zur bedeutendsten Industriestadt im Saarland.

Das hölzerne Seilscheibengerüst vom Albert-Schacht wurde durch ein 21,50 Meter hohes schmiedeeisernes ersetzt. Angehauen am 1. Mai 1862. 1936 abgeworfen, 1942/43 verfüllt, 1946 abgedeckt. Benannt nach dem Oberberghauptmann Dr. Albert Serlo.

1883

Die Hütte erbaute die »Kolonie I«, Häuser für leitendes Personal am Alten Bahnhof (Torhaus 6).
1. Juni: Gründung des Männergesangvereins »Flora«.

1884

Die Geislauterner Eisenhütte, ein Zweigwerk der Dillinger Hütte, wurde stillgelegt. Gebäude und Ländereien wurden an die Gebr. Hanau verkauft.
Der Fenner Hof ging in den Besitz der Tierarztwitwe Willach über. Unter ihrer Leitung wurden neben der Landwirtschaft eine Marmelade-und Sauerkrautfabrik betrieben und der erste »Fenner Harz« hergestellt.
1884-1886: Die Völklinger Hütte begann mit dem Bau von dreizehn zweigeschossigen Arbeiterhäusern in der »Kolonie III« (1998 Eupener Straße). Zur gleichen Zeit wurde die »Kolonie II« (1998 Hochstraße) erbaut.
Das Völklinger Eisenwerk der Gebrüder Röchling beschäftigte 1.067 Mitarbeiter.

Häuser »Kolonie III« im Jahre 1884.

1886

7. Februar: Gründung des »Jünglings-Gesellen-Verein« im Lokal Jakob Tabellion mit Kaplan Menzenbach.
Die Fenner Glashütte beschäftigte 420 Mitarbeiter.

1887

12. Juli: wurde im Gasthaus Junior in Völklingen der »Bienenzuchtverein Völklingen« gegründet.

1888

Das Jahr wurde für Deutschland zum Drei-Kaiser-Jahr. Nach dem Tod des 91jährigen Königs von Preußen und Deutschen Kaisers Wilhelm I. am 9. 12 März bestieg sein 57jähriger schwerkranker Sohn als Friedrich III. den Thron. Er regierte jedoch nur 99 Tage. Nach seinem Tod durch Kehlkopfkrebs am 15. Juni wurde sein 29jähriger Sohn als Wilhelm II. König und Kaiser. Mit Wilhelm II. bestieg zunächst ein Befürworter der Politik Bismarcks den Thron. Der junge Herrscher hatte jedoch eigenwillige Vorstellungen vom Regieren.

18. Januar: Die erste Sparkasse der Gemeinde Völklingen wurde auf Initiative von Justizrat Ferdinand Ludwig Henrich gegründet. Beim Legen einer Wasserleitung in der Nähe des alten Schulhauses in Geislautern wurden römische Ziegel und Skelette von Menschen gefunden; es handelte sich um spätrömische Bestattungen.
Zahl der Einwohner der Gemeinden der Bürgermeisterei Völklingen: Völklingen 6.449, Fürstenhausen 1.594, Wehrden 1.152, Geislautern 1.134, gesamt 10.329.

1889

Saarkanalisierung wurde fertiggestellt.
Gründung des Turnvereins Fürstenhausen.

1890

Gründung des MGV-Fürstenhausen.
Wurde die Schule in der Bergstraße von der Gemeinde Völklingen errichtet, von 1893 bis 1898 durch zwei Flügeltrakte erweitert. In unveränderter Form stand die Schule bis zu ihrem Abriss am 13. April 1987.
Gründung der Nähschule der Völklinger Hütte.
Die Völklinger Hütte war mit einer Jahreserzeugung von 70.164 t Schweißeisenträger und 14.502 t Schweißeisen das größte Schweißeisenwalzwerk Deutschlands.
4. Mai: die »Völklinger Beschlüsse« wurden an den Reichstag gerichtet. In 24 Paragraphen wurden Forderungen zur Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen und Löhnen erhoben.

Kaufhaus Wilhelm Weber in der Wilhelmstraße im Jahr 1889

1891

Das »Kaiserliche Postamt« in der Poststraße wurde von dem Bauunternehmer Schneider errichtet und als Postamt 2. Klasse eröffnet und 1906 in den Stand eines Postamtes 1. Klasse erhoben. 1908 wurde das Haus von der Post erworben. Der Abriss erfolgte im Jahre 1974 wegen des Neubaus am Marktplatz.
Gründung des Turnvereins Geislautern.
Februar: wurde der Rudolfschacht angehauen und bis auf 370,73 Meter abgeteuft. Er wurde benannt nach dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz Rudolf von Auerswald (1795-1866). Im Jahre 1931 wurde er abgeworfen, 1938 verfüllt und abgedeckt.

1892

erkannte der Bürgermeister Stürmer die sozialen Probleme der Arbeiterfamilien in der Gemeinde Völklingen. In einem Brief vom Januar 1892 an den Landrat von Saarbrücken berichtet der Bürgermeister: »Die Löhne der Hüttenarbeiter sind jetzt so gering, dass diese kaum das nackte Leben fristen können und vielfach die Privatwohltätigkeit eintreten muss.«
1. Dezember: Auf Ersuchen von Pastor Josef Stölpe von St. Eligius übernehmen vier Schwestern der Franziskanerinnen die ambulante Krankenpflege der Pfarrei Völklingen.
Wurde der konfessionell gemischte Armenverein gegründet. Als es 1893 im Vorstand zu Unstimmigkeiten kam, gründete Pastor Josef Stölben (St. Eligius) den Elisabethenverein. Erste Vorsitzende wurde Frau Stürmer (Ehefrau vom Bürgermeister).
Oberhalb des Wehres entstand an der Wehrdener Brücke eine Flussbadeanstalt, die von der Firma Röchling nicht nur für ihre Werksangehörigen, sondern für die ganze Bevölkerung errichtet wurde.
4. Februar: wurde der Radsportverein »All Heil« Völklingen gegründet.

1893-1894

wurde der neue Bahnhof mit der Unterführung nach Wehrden erbaut. Einweihung am 1.12.1894, 1997/98 restauriert und am 25. September als Kultur-und Informationszentrum eingeweiht.

1893

Beschluss des Gemeinderates über die Errichtung eines Gaswerkes. Erste Gasleuchten in Völklingen im Probebetrieb.
Gründung des Turnvereins Wehrden.
Bergarbeiterstreik auf den Gruben im Saargebiet.
Das Gelände des ehem. Eisenwerks Geislautern war im Besitz der Familie Abel und Schäfer, die hier eine Getreidemühle errichten ließen.

1894

trat an die Stelle der Gemeindebrunnen die zentrale Wasserversorgung mit Hochbehälter und einem Pumpwerk in der Kühlweinstraße.
Die Schwestern der Franziskanerinnen eröffneten zum Segen und Nutzen der weiblichen Völklinger Jugend eine Näh-und Handarbeitsschule sowie eine Kinderbewahrschule.
Wurde der DRK-Ortsverein gegründet, er nannte sich: »Lokalverein innerhalb des Kreisvereins Saarbrücken zur Pflege im Felde verwunderter und erkrankter Krieger«.
Erbaute Carl Röchling eine Arbeitersiedlung im unteren Dorf von Wehrden.

1895

wurde vom Kreis eine feste Brücke von Obervölklingen nach Stangenmühle/Fenne erbaut, die sich durch Erheben von Brückengeld bezahlt machen musste, wozu allerdings mehrere Jahre gebraucht wurden.
Zahl der Einwohner der Gemeinden der Bürgermeisterei Völklingen: Völklingen 10.473, Fürstenhausen 2010, Wehrden 2.711, Geislautern 1.500, gesamt 16.694.

1896

die katholische Tageszeitung »Volksfreund« wurde im Verlag von Martin Nahlen gedruckt.
In der Luisenstraße (Karl-Janssen-Straße) wurde eine neue Volksschule, die »Luisenschule« erbaut; 1901 erfolgte ein Erweiterungsbau. Im Zuge der Verkehrsplanung wurde die Schule 1968 abgerissen.
Wurde die Kinder-Sommerfrische der Hütte für kränkliche und schwächliche Kinder eingerichtet.

1897

wurde das von den Franziskanerinnen erbaute Krankenhaus neben der Pfarrkirche St. Eligius eingeweiht und bezogen. Im Jahre 1972 wurde das alte Krankenhaus St. Josef im Zuge der Stadtkernsanierung abgerissen.
Die Firma »Völklinger Eisenwerk Gebr. Röchling« wurde in »Röchlingsche Eisen-und Stahlwerke GmbH« umbenannt.
An der Stelle des ehem. »Kunkelhofs« erbaute die Gemeinde Völklingen das neue Gebäude des »Königlichen Amtsgerichtes«, das von dem Bauunternehmer Richard Schmidt errichtet und am 1. Mai 1899 seiner Bestimmung übergeben wurde.

1898

Der letzte Hirte, der noch im Dienste der Gemeinde war und die Schweine aufs Feld trieb, hieß Kaltnecker, genannt »Hirtenkasper«.
Das Altenheim »Richard-Stift« und das erste Hüttenkrankenhaus für Hüttenarbeiter wurden erbaut. Einweihung am 17. August 1899, leitender Arzt: Dr. Zillessen, Oberin: Frau Schmidtborn. Heute steht dieser Teil des ehemaligen Hüttenkrankenhauses unter Denkmalschutz. Der Abriss des »Richard-Stiftes« erfolgte 1956 (Dr. Richard Röchling, 1863 -1898).
Wurde der Grundstein zum Bau der katholischen Kirche St. Josef in Wehrden gelegt. Die Kirche wurde nach den Plänen von dem Architekten Hector erbaut und am 9. Mai 1903 feierlich eingeweiht.
Das Pfarrhaus entstand in den Jahren 1889 -1900. Am 19. März 1906 wurde St. Josef zur Pfarrei erhoben.

1899

wurde der Richard-Schacht II der Grube Luisenthal auf 884 Meter abgeteuft und nach dem Oberbergrat Richard Althans (1864-1939) benannt.