In den beiden Jahrhunderten ab 1500 hatte auch die Bevölkerung unserer Region unter mehreren Katastrophen zu leiden. Schon 1471 wurde das Dorf während einer Fehde zwischen dem Saarbrücker Grafen Johann IV. und Herzog Ludwig von Zweibrücken niedergebrannt. 50 Jahre später ging die Pest durch das Land. 1524 gab es hier 51 Familien und 52 Häuser, von denen 14 leer standen. In diesen schweren Zeiten weigerten sich Bauern des Völklinger Hofes und benachbarter Dörfer, dem Saarbrücker Grafen Frondienste für den Bau des Homburger Schlosses zu leisten. Frondienste (von mittelhochdeutsch vrôn = „was den geistlichen oder weltlichen Herrn betrifft, ihm gehört“) waren Pflichtleistungen der Bauern für die Grundherren. Die Bauern wollten nicht wochen- oder sogar monatelang von ihren Familien, ihren Höfen und Feldern weg sein. Der Kampf, der sich von 1569 an über mehrere Jahre hinzog, wurde schließlich von den aufständischen Bauern verloren. Im Jahre 1572 mussten sie dem Grafen für alle Zukunft Gehorsam schwören. Als Zeichen seiner Gnade spendete der Landesherr ein Fass Wein.

Bischöfliche Räte vor den Toren Völklingens, von W. Schaaf. In Hanspeter Buchleitner, Völklingen – Vom Königshof zur Hüttenstadt. Selbstverlag Stadtverwaltung Völklingen 1950.

Bischöfliche Räte vor den Toren Völklingens, von W. Schaaf. In Hanspeter Buchleitner, Völklingen – Vom Königshof zur Hüttenstadt. Selbstverlag Stadtverwaltung Völklingen 1950.

Im folgenden Jahrhundert erlebten auch die Bewohner unserer Region die Schrecken des schlimmsten Glaubenskrieges in Europa, des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648). Besonders im Jahr 1627 wurden viele Menschen von durchziehenden Truppen erschlagen, in Völklingen wurden fünf Häuser, in Fürstenhausen die herrschaftliche Scheuer niedergebrannt. 1630 kommt die Geislauterner Eisenhütte, die 80 Jahre zuvor gegründet worden war, zum Erliegen.

Noch schlimmer waren die Ereignisse im Jahr 1635. Während die Landesherren mit einem Teil der Beamtenschaft nach Metz flüchteten, war die Bevölkerung den mordenden und plündernden Soldaten hilflos ausgeliefert. In einem zeitgenössischen Bericht wurde am Ende des Jahres festgestellt: „Völklinger Hof oder Meierei, darinnen nicht mehr als acht oder neun Untertanen.“ Zum Vergleich: Noch sieben Jahre vorher wurden in Völklingen ein Pfarrer, ein Schulmeister, ein Meier, 68 Untertanen (= Familienoberhäupter), 18 Witwen, eine Vormundschaft und fünf Hirten als Bewohner aufgeführt. 30 Jahre nach Ende des Krieges lebten in Völklingen dann wieder zwölf, in Wehrden und Fürstenhausen je fünf Familien.

In den folgenden Jahrzehnten erholte sich die Stadt langsam von dem furchtbaren Krieg. Im Jahre 1700 besteht das Dorf Völklingen schon aus 90 Häusern, in denen 480 Menschen wohnen. 30 Jahre später leben in Völklingen 60 Familien, in Geislautern zwölf, in Wehrden 19 und in Fürstenhausen elf. In Geislautern wurden wieder zwei Steinkohlengruben in Betrieb genommen.

Bischöfliche Räte vor den Toren Völklingens, von W. Schaaf. In Hanspeter Buchleitner, Völklingen – Vom Königshof zur Hüttenstadt. Selbstverlag Stadtverwaltung Völklingen 1950.

Ludweiler Befreiungsbrief von 1609. Stadtarchiv Völklingen

Aus den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts ist uns eine interessante „Dorfordnung“ bekannt, an die sich alle Bewohner des Hofgebietes zu halten hatten. Die Begründung dieser 26 Anordnungen: Es habe sich herausgestellt, dass „ein jeder seinem Gutdünken und eigenem Nutzen nach handeln und leben wollte“. Durch das Dokument erfahren wir auch einige der zur Fürstenzeit üblichen Strafen, nämlich „Handt- oder Halsbandeisen“ oder sogar den „Schandpfahl“. Unsere Vorfahren waren nun mal nicht alle Engel.

Andererseits aber war ihr Leben auch nicht gerade leicht. Besonders schlimm wurde es, wenn sie im Frühling oder Herbst zum Frondienst bestellt wurden, also gerade dann, wenn Saat oder Ernte auf den eigenen Feldern nötig waren.

Insgesamt aber erlebte Völklingen im frühen 18. Jahrhundert eine gute Entwicklung, die hauptsächlich dem klugen und tatkräftigen Landesherren Wilhelm Heinrich zu verdanken ist. 1701 wird in Wehrden eine Holzbrücke gebaut, in Fürstenhausen gibt es weiterhin eine Fähre. Um 1730 errichtet man in Geislautern ein neues Eisenwerk, das bis 1884 in Betrieb bleibt. In den dreißiger Jahren wird eine Straße von Völklingen nach Bous gebaut, und ab 1742 fährt zwei Mal wöchentlich ein Postwagen von Saarbrücken über Völklingen-Heidstock nach Saarlouis. Die Strecke über den Heidstock wurde gewählt, weil sie nicht durch Hochwasser gefährdet war.

Mitte des Jahrhunderts gab es im Dorf Völklingen 74 Häuser, davon drei leerstehende, 19 waren mit Ziegeln, der Rest mit Stroh gedeckt. Die Bevölkerung war größtenteils leibeigen: 65 „fronbare“ Gemeinsmänner, vier Witwen und ein Hintersasse (vom Grundherren abhängiger Bauer). Sieben Personen waren vom Frondienst befreit: der Meier, der Pfarrer, der Lehrer, der Jäger, der Büttel (Hilfspolizist) und die beiden Hirten.

Wie arm, wie reich waren die Völklinger um 1750 herum? Fünf Einwohner waren wohlhabend, 18 verfügten über ein mittleres Einkommen, alle übrigen standen sich schlecht. Die lutherische Pfarrei unterhielt die evangelische Schule, während der katholische Schulmeister zwar in Völklingen wohnte, den Unterricht aber teils in seinem Haus, teils in Wehrden hielt.