1920

Nachdem der Versailler Vertrag am 10. Januar in Kraft getreten war, fiel Elsass-Lothringen an Frankreich. Die Saarkohlengruben gingen in französisches Staatseigentum über. Die Regierungsgewalt an der Saar sollte bis zu einer Volksabstimmung 15 Jahre lang eine Regierungskommission des Völkerbundes ausüben.
Der Versailler Vertrag garantierte der Saarbevölkerung ihre religiösen Freiheiten, ihre Schulen und ihre Sprache.

2. Januar: ist der erste Ehrenbürger der Gemeinde Völklin­gen, Ferdinand Ludwig Henrich, Justizrat, verstorben.
Das Haus in der Püttlinger Straße 14 und das Haus in der Bismarckstraße 64 wurden vor 1920 auch als Domanialschule (französische Schule) genutzt.
Das ehemalige alte Finanzamt »In dem Mühlgewann« wurde als Domanialschule (Mittelschule) erbaut und an Ostern 1921 mit Schülern belegt.

1921

3. September bis 4. Oktober: Streik und Stilllegung des Werkes.
1920-1922: Otto Krawutschke ist kommissarischer Bürgermeister von Völklingen. Er wurde am 25. Juli 1874 in Breslau geboren und verstarb am 19. Dezember 1953 in Dillingen.
Einwohnerzahl der Gemeinden der Bürgermeisterei Völklingen: Völklingen 18.319, Fürstenhausen 3.975, Wehrden 6.049, Geislautern 2.758, gesamt 31.099.

1922

1922 -1927: Bau der Häuser in der Kühlweinstraße unter Leitung des Architekten Hans Großwendt.
12. Februar: ist das geschichtsträchtige Gotteshaus die »St. Martins ­Kirche« im »Alten Brühl« einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen. 1938/39 wurden die letzten Trümmer beseitigt. Verlassen liegt die Stelle, wo 1300 Jahre lang gebetet, getauft, wo Ehen geschlossen wurden, wo Generationen von »Alt Völklingen« ihre letzte Ruhe fanden.
1922-1928: Bis zur Fertigstellung der neuen Kirche wurden die Gottesdienste im Gemeindesaal im Alten Brühl abgehalten.

Die evangelische Kirchengemeinde entschloss sich zum Bau eines neuen Gotteshauses. Nachdem die Grundstücksfrage geklärt war, wurde am 4. Juli 1926 der Grundstein auf dem ehem. Gelände der Backsteinfabrik Kohler & Ring gelegt. Die Kirche wurde von dem bekannten Kirchenbauarchitekten Franz Kuhn aus Heidelberg mit finanzieller Unterstützung der Familie Röchling von dem Völklinger Bauunternehmer Johann Schmitt im rheinisch-fränkischen Barock erbaut. Die Völklinger Architekten Franz Wagner und Hans Hein­lein wurden zu örtlichen Bauleitern bestellt. Die Versöhnungskirche wurde am 13. Mai 1928 feierlich eingeweiht und gehört heute zu den schönsten Kirchen im Saarland.
20. Dezember: Der »Alte Friedhof« in der Saarstraße wurde geschlossen und abge­räumt.
1922 -1933: Karl Janssen wurde Bürger­meister von Völklingen. Er war Regierungs­angestellter in Trier, 1907 Bürgermeister von Halsenbach, Kreis St. Goar, 1911-19 von Stromberg und bis 1922 von Schwal­bach. Er wurde am 19. Mai 1878 in Cle­ve/Niederrhein geboren und verstarb am 29. April 1933 in Trier.

Bürgermeister Karl Janssen 1922 – 1933

1923

Die Röchling´schen Eisen-und Stahlwerke beschäftigten 7.664 Mitarbeiter, davon 7.104 Arbeiter und 560 Angestellte.
5. Februar: Beginn des hunderttägigen Bergarbeiterstreiks wegen Lohnforderungen. Auch die Völklinger Gruben wurden militärisch besetzt.
1. Juni: wurde der Franc gesetzliches Zahlungsmittel an der Saar.
Baubeginn der Louis-Röchling-Straße unter dem Architekten Hans Großwendt.
26. Oktober: Die Freigabe der Röchling´schen Schwimmhalle für die Allgemeinheit wurde vollzogen.

1923/1924

Die Bergleute wurden von der französischen Grubenverwaltung gezwungen, ihre Kinder in die französische Schule zu schicken (Domanialschule).

1924

Eröffnete man in Völklingen eine Lehrerinnenpräparandie (Lehrer­bildungsanstalt), die Ende des Jahres acht Studierende zählte.
Die katholische Kirche »Schmerzhafte Mutter« in Fürstenhausen wurde nach den Plänen des Architekten H. Gombert aus Saarbrü­cken erbaut. Am 29. August wurde der Grundstein gelegt und am 24. Mai 1925 wurde die Kirche feierlich eingeweiht. Der Abriss erfolgte im Oktober 1954.
Streik und Stilllegung bei den Röchling´schen Eisen-und Stahlwer­ken wegen Schwierigkeiten durch die Franzosen. Das Werk wurde vom 15. September bis 3. November geschlossen.

1925

Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Krieges 1866 und 1870 ­1871 wurde in den Klein´schen-Anlagen eingeweiht. Das Denkmal wurde von dem Völklinger Stein-und Bildhauer Georg Kiefaber 1884 geschaffen. Der Adler wurde auf der Hütte gegossen.
Bau der Häuser für leitende Angestellte in der Hofstattstraße unter dem Architekten Hans Groß­wendt.

Nach dem ersten Weltkrieg beauftragte man den Frankfurter Bildhauer Benno Elkan mit der Schaffung eines Ehrenmales für die Opfer des Krieges. Er schuf »Die weinende Mutter«, ein Ecke Wilhelm-/Poststraße im Jahr 1925 überlebensgroßes Bildwerk aus schwarzem Odenwaldgranit.
Am 7. Juni wurde das Denkmal unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Nach 1935 wurde es von Völklinger Bilderstürmern entfernt.
21. und 22. Juli: Jahrtausendfei­er (925-1925 Tausend Jahre Deutsches Land). Straßen und Häuser waren festlich geschmückt.

Bäckerei Julius Prediger im Jahr 1925

1926

Die chemische Fabrik in Luisenthal wurde geschlossen.
Baubeginn der Richard-Wagner-Straße unter dem Bauleiter Hans Großwendt für die Kriegsopfer der Bürgermeisterei Völklingen.
4. Juli: erfolgte der Spatenstich zum Bau der neuen evangelischen Kirche.
Die Fenner Glashütte beschäftigte 1000 Mitarbeiter.
In Obervölklingen wurden nach Angaben der Volkszählung 490 Haushaltungen, 1.003 männliche und 997 weibliche Personen (2.000). Davon waren 1.218 Katholiken, 710 Protestanten, 5 Israeli­ten, 21 verschiedener Konfessionen, und 46 Dissidenten gezählt.
Die katholische Kirche »Christkönig« in Luisenthal wurde nach den Plänen des Trierer Architekten W. Buchholz von den Völklinger Bauunternehmern Sefrin & Stablo erbaut. Beim Bau dieser Kirche kam das von dem Architekten patentierte Warmbetonverfahren zur Anwendung. Die Ausschachtungsarbeiten wurden von den Män­nern der Gemeinde ausgeführt. Am 1. August konnte der Grund­stein gelegt wurden und am 30. Oktober 1927 erfolgte die feierliche Einweihung und Pfarrerhebung.
Die katholische Kirche »St. Antonius« Fenne wurde nach den Plänen der beiden Architekten, dem Mainzer Dombaumeister Prof. Becker und Herrn Falkowski, von dem Fenner Bauunternehmer Ewald Fersing, erbaut. Am 3. Oktober wurde der Grundstein gelegt und am 4. Oktober 1928 wurde die Kirche eingeweiht. Der Abriss der schönen Kirche erfolgte 1965 beim Bau der Autobahn 620.

1927

25. Februar: das Kriegerdenkmal für die 461 gefallenen Hüttenan­gehörige des ersten Weltkrieges 1914-1918 wurde auf der Hütte eingeweiht. Der Entwurf wurde von dem Bildhauer Viktor Funk aus München gefertigt. Die Teile wurden auf der Hütte gegossen. Heuti­ger Standort: Ehrenfriedhof Völklingen.
6. Mai: wurde die im Jahre 1896 von Christian Klein erbaute Turn­halle für 118.500 Reichsmark von der Witwe Johann Schmitt gekauft. Nach Instandsetzungsarbeiten konnte noch im Jahre 1927 die Einweihung der Turnhalle vorgenommen wurden. Der Abriss der »Alten Turnhalle« vom Turnverein von 1878 erfolgte am 1. Dezember 1982. Unter dem Präsidenten Hans Netzer wurde eine neue Halle erbaut und am 2. September 1983 eingeweiht.
Das Nebenwerk der Glashütte St. Ingbert in Luisenthal wurde geschlossen.
Nach Abschluss eines Gemeinschaftsvertrages über den Straßen­bahnbetrieb zwischen Völklingen und Saarbrücken wurde im November mit dem Streckenausbau nach Luisenthal begonnen.
Baubeginn der Schubertstraße unter dem Architekten Hans Groß­wendt für die Kriegsopfer der Bürgermeisterei Völklingen.
1927/28: Baubeginn des ersten Bauabschnitts der Beethovenstraße unter dem Architekten Hans Großwendt. Der zweite Bauabschnitt erfolgte 1928/29.
1927/28: Im Winter wurden von der Gemeinde Völklingen Wasser­bohrungen in den Bistwiesen bei Differten durchgeführt.
Einwohnerzahl der Gemeinden der Bürgermeisterei Völklingen: Völklingen 20.168, Fürstenhausen 4.440, Wehrden 6.653, Geislautern 3.144, gesamt 34.105.

Januar: wurde die »Viktoria-Schule« als Lyzeum anerkannt. Ostern: siedelte das »Viktoria-Lyzeum« vom Realgymnasium in das Schlafhaus der Röchling´schen Eisen-und Stahlwerke, bis zum Bau des Marie-Luise­Kaschnitz-Gymnasiums im Jahre 1954.
15. Januar: 13 Hüttenleute wurden bei einer Explosion am Hoch­ofen 5 getötet.
13. Mai: die alte Betglocke wurde vom Pfarrhaus im Alten Brühl zur neuen Kirche überführt. Später wurde die alte Betglocke im Gemein­dehaus Fürstenhausen aufgestellt.
13. Mai: die neue evangelische Kirche in der Moltkestraße wurde feierlich eingeweiht.
Die Schienenanlagen der Straßenbahn in der Innenstadt, der damaligen Friedrich-, Wilhelm-und Luisenstraße, wurden zweiglei­sig ausgebaut.
23. Mai: wurde die Straßenbahnlinie Völklingen-Luisenthal eröff­net.
15. Juli: der Grundstein für das Kriegerdenkmal auf dem Hirzeck wurde gelegt und das Denkmal im September eingeweiht. Es wurde von dem Amtsbaumeister Michael Stephan entworfen.

12. August: wurde der Grundstein für das Kriegerdenkmal 1914 -1918 in Wehrden gelegt und im September eingeweiht. Das Denkmal wurde von dem Amtsbau­meister Michael Stephan entwor­fen und von den Firmen Gebr. Biegel, Grabmalkunst, und von dem Bauunternehmer Johann Schmitt, beide Völklingen, erstellt.

1928-1931: erfolgte die Motori­sierung der Feuerwehr.
Wurde das Stadion erbaut und eingeweiht.
Wahl zum Landesrat. Ergebnisse in Völklingen: Zentrum: 2.299 Stimmen; Kommunisten: 1.804 Stimmen; Deutsch­saarl. Volkspartei: 1.696 Stimmen; Christl. soziale Partei: 462 Stim­men; Deutsch-Demokraten: 91 Stimmen.
10. Oktober: fordert Bürgermeister Janssen in einer Denkschrift, in der alle Gegebenheiten des heutigen Stadtgebietes niedergelegt sind, den Zusammenschluss des gesamten Verwaltungsbezirkes der Gemeinde Völklingen zu einer Stadtgemeinde.