Ein schöner Sommertag, in einem kleinen Dorf, vor 1000 Jahren. Die Erwachsenen gehen ihrer Arbeit nach, die Kinder spielen am nahen Fluss oder am Rand der dichten Wälder, die an den Ort angrenzen. Der Name des Dorfes: Fulcolingas. Es befand sich zwischen der heutigen Karl-Janssen-Straße und der Saar, in dem Bereich also, den wir „Im Alten Brühl“ nennen.

Faustkeil

Faustkeil

Doch bevor wir uns in diesem mittelalterlichen Völklingen genauer umsehen, gehen wir in der Geschichte der Region noch weiter zurück. Sehr viel weiter. Nämlich bis in die Steinzeit.

Auch vor mehreren hunderttausend Jahren lebten hier Menschen. Sie wussten mit Feuer umzugehen, sie hatten eine Sprache, und sie benutzten behauene Steine als Waffen und Werkzeuge. Der bedeutendste Fund aus dieser vorgeschichtlichen Zeit ist der „Ludweiler Faustkeil“, dessen Alter auf rund 300.000 Jahre geschätzt wird.

Die nächsten Funde lenken unseren Blick in die Zeit, als die Römer ihr Reich auch in unsere Region und weit darüber hinaus ausdehnten (bis etwa 500 n. Chr.). Zahlreiche Funde beispielsweise in den Stadtteilen Heidstock, Fenne, Geislautern und Ludweiler konnten gesichert werden, darunter Gebäudereste, Münzen und Pfeilspitzen.

Wie das Leben der Menschen in unserer Region in den ersten drei Jahrhunderten des Mittelalters – also bis etwa 800 – aussah, wissen wir nicht genau. Denn dass hier Menschen lebten, ist sehr wahrscheinlich. Völklingen war schon seit der Römerzeit ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Zwar waren die dichten Waldgebiete zu beiden Seiten der Saar nur schwer zu besiedeln. Aber dennoch müssen germanische Stämme hier in mehreren Dörfern gelebt haben. Denn im Jahre 822 taucht plötzlich der Name Völklingen aus dem Dunkel der Geschichte auf.

Damals weilte Kaiser Ludwig der Fromme in der Saargegend zur Jagd und stellte den Förstern zu „Fulcolingas“ eine Urkunde aus, die bis heute erhalten ist. Dieses Dokument ist das älteste erhaltene Schriftstück unserer Region. Mit dem Namen, der wahrscheinlich auf einen fränkischen Sippenführer Fulko oder Fulkilo zurückgeht, ist damals jedoch nicht der spätere Ort Völklingen gemeint, sondern zunächst nur ein fränkisches Königsgut, ein Verwaltungszentrum. Die eigentliche „Gründung“ der Stadt dürfte viel früher stattgefunden haben, als die Römer sich zurückgezogen hatten und das Land den Franken überlassen mussten. Typisch für diese Zeit sind nämlich Dorfnamen mit Endungen auf –ingen, -dorf oder –heim.

Im folgenden Jahrhundert wurde Völklingen zum zweiten Mal erwähnt: Aus einer Urkunde aus dem Jahr 999 geht hervor, dass Kaiser Otto III. das Gut „Fulquelinga“ dem Bistum Metz schenkte. In den folgenden Jahrzehnten übernahmen die Grafen von Saarbrücken dieses Gebiet. Völklingen blieb als Dorf, Hof und Pfarrei einer der bedeutendsten Orte der Grafschaft.

Der ursprüngliche Königshof entwickelte sich zum so genannten „Völklinger Hof“, dem Vorläufer der späteren Amtsbürgermeisterei.

Urkunde von 822

Urkunde von 822

Die älteste Karte von Völklingen aus dem Jahre 1594

Die älteste Karte von Völklingen aus dem Jahre 1594

Zum Hof gehörten die Dörfer Völklingen, Wehrden, Geislautern, Fürstenhausen sowie Knausholz. Das Zentrum des Hofes, die „freie Hofstatt“, befand sich zwischen der heutigen Moltkestraße und der Hofstattstraße, während sich das Dorf unterhalb der Karl-Janssen-Straße zur Saar hin entwickelte. In dieser Hofstatt hatte der herrschaftliche Meier (höchster Beamter im Hofgebiet) seinen Sitz, und hier befand sich auch der Sammelplatz für die Abgaben der meist leibeigenen Bewohner des Hofes. Die Martinskirche (1922 durch einen Brand zerstört) im „Alten Brühl“, wo in den letzten Jahren erfolgreiche Ausgrabungen stattgefunden haben, wurde wahrscheinlich im frühen Mittelalter gebaut.

Bis zum Ende des Mittelalters (circa 1500) ist die Geschichte Völklingens arm an bemerkenswerten Ereignissen. Doch das sollte sich – leider – bald ändern.

Warndtkarte von 1640. Stadtarchiv Völklingen

Warndtkarte von 1640. Stadtarchiv Völklingen

Eisenhütte Geislautern um 1860. Bildarchiv Kunkel

Eisenhütte Geislautern um 1860. Bildarchiv Kunkel