Zuckerrübensirup ist ein reines Naturprodukt, ohne weitere Zusätze. Es besteht aus dem konzentrierten Saft erntefrischer Zuckerrüben, ohne deren Pflanzenfasern. Rübenkraut wird in der Zeit der Rübenernte von Mitte September bis Mitte Dezember hergestellt. Diese ca. 100-tägige Produktionsphase wird als „Kampagne“ bezeichnet. Übrigens: Je länger die Zuckerrübe lagert, desto schneller verliert sie ihren Zuckeranteil. In acht Schritten wird aus der Zuckerrübe leckeres Rübenkraut – pardon – „Fenner Harz“

Schritt 1: Anlieferung der frisch geernteten Zuckerrüben ans Werk. Prüfung und Bestimmung des Zucker- und Schmutzgehaltes.

Schritt 2: Die Zuckerrüben dürfen „baden gehen“. Über wasserführende Schwemmrinnen gelangen die Zuckerrüben in die Waschstraße. Hier heißt es Vorwaschen, Blattgrün entfernen und Steine und Erde aussortieren. Danach werden sie im warmen Kondensat weitergereinigt.

Schritt 3: Nach dem ausgiebigen Bad werden die Rüben in den Rübenbunker geschickt. Von dort geht es weiter in die Schneidemaschine, welche die Rüben in fingergroße Schnitzel zerkleinert.

Schritt 4: Die Rübenschnitzel werden nun in einem Maischebehälter weich gekocht. Danach kommen sie für mehrere Stunden bei 105 Grad Celsius in die Kochanlage. Bei diesem Dämpfen verwandelt sich die in den Rüben enthaltene Saccharose (umgangssprachlich: Kristallzucker) in Fruchtzucker (od. Einfachzucker, Fructose).

Schritt 5: Der weich gekochte Rübenbrei wird jetzt unter hohem hydraulischem Druck gepresst, es entsteht der Rohsaft. Wichtig bei der Rübenkrautherstellung ist, dass das Verhältnis von Saccharose und Fruktose 1:1 beträgt. So verhindert man das Auskristallisieren der Saccharose.

Schritt 6: Der Rohsaft wird über Absetzbehälter und Dekanter auf mechanischem Weg nahezu von allem festen Teilchen befreit. Jetzt heißt er Klarsaft und kommt in die Verdampfanlage.

Schritt 7: In der mehrstufigen Verdampfungsanlage wird dem Klarsaft unter Vakuum schonend das Wasser entzogen. Wenn das Display der Anlage einen Trockensubstanzgehalt von 78% anzeigt ist das Rübenkraut – pardon – Fenner Harz fertig.

Schritt 8: Es folgen Laborkontrollen zur Qualitätssicherung und die Einlagerung in große Tanks. Von dort kann der Zuckerrübensirup zur Abfüllung entnommen werden.

Als mit der im November 1807 von Napoleon verordneten Kontinentalsperre für alle englischen Handelswaren, der Zucker knapp wurde, stieg das Interesse an der einheimischen Produktion. Sieben Jahre lange wurde der tropische Rohrzucker vom Markt verbannt, dies führte zum Aufblühen der Rübenzuckerindustrie, sogar durch Napoleon per Dekret gefördert.

Nach seinem Sturz überschwemmten die über Jahre gelagerten Rohrzuckerbestände den Markt, in Deutschland schlossen innerhalb kurzer Zeit fast alle Rübenzuckerfabriken. Die Einführung von Schutzzöllen in Frankreich sicherte dem Rübenzucker das Überleben.

Ab Mitte der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts kam die Rübenzuckergewinnung, begünstigt durch Einfuhrzölle auf Rohrzucker, auch wieder ins Ursprungsland, nach Preußen zurück. 1836 produzierten in Deutschland bereits wieder 122 Rübenfabriken rund 1304 Tonnen Zucker. Zwei Jahre später erwirtschafteten sie bereits die fünffache Menge Trotz dem Auf und Ab in der Rübenzuckerindustrie blieb der Zucker in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts teuer und war nur den wohlhabenden Bevölkerungsschichten zugänglich.

1850 betrug der Jahres-Pro-Kopf-Verbrauch an Zucker 2 kg (heute 36 kg!). Erst als die Zuckerrübe ab Mitte des 19. Jahrhunderts ihren endgültigen Siegeszug antrat, wurde der Zucker für alle erschwinglich.

Detailausschnitt Transportkutsche Fenner Marmeladenfabrik um 1905, Sammlung Adorff