Mythos Schichtwechsel

Im Jahr 1851 wurde im US-Staat New York der Guttempler-Orden gegründet. In dieser Zeit war der „Alkoholismus“ eines der brisantesten Themen in den USA. Heute gibt es überall auf der Welt Guttempler-Orden. Die Organisation ist politisch, religiös und weltanschaulich ungebunden, Gleichberechtigung aller Menschen sind für die Guttempler ein wichtiger Grundsatz. Aus diesem Grunde wählte man damals auch die Bezeichnung „Orden“, weil Frauen und Menschen mit anderer Hautfarbe nicht in Vereine eintreten durften. Die Begriffe „Distrikt“, „Loge“, „Bruder/Schwester“ sind heute noch intern üblich. Die Guttempler sind eine Gemeinschaft von Menschen, die weder Alkohol noch Drogen zu sich nehmen. Sie leisten Aufklärungsarbeit bei Suchtproblemen und stehen Suchtkranken sowie deren Angehörigen zur Seite. Vertraulichkeit ist oberstes Gebot. Doch nicht nur die Selbsthilfeinitiative steht im Vordergrund, die Guttempler verfolgen kulturelle, sozial- und gesundheitspolitische Ziele.

Bereits 1905 finden sich Unterlagen, die ein reges Interesse an der Bildung einer Loge in Völklingen aufzeigen. Man traf sich damals bereits regelmäßig und kommunizierte mit den Verantwortlichen der Stadt. Quellen bezeichnen die Guttempler-Loge Nr. 637 „Schlägel und Eisen“ in Völklingen-Wehden als erste Guttempler-Loge im Saarland. Im Auftrag des damaligen Großtemplers wurde am 24.7.1910 der 33. Distrikt, die „Südliche Rheinprovinz/Pfalz“ gestiftet, 1. Distriktstempler war Dr. König aus Rammstein, Dr. Krafft 1. Kanzler. Die Feier fand im städtischen Saalbau in Saarbrücken statt. Dieser Distrikt bestand aus 8 Logen, davon waren 3 aus dem Saarland (Völklingen Loge-Nr. 885, Völklingen-Wehrden Loge-Nr. 637 „Schlägel und Eisen“, Saarbrücken „Saarperle“), 3 aus der Pfalz und 2 aus dem Moselgebiet.

Die Röchling´schen Eisen- und Stahlwerke sind Guttempler-Arbeit wohlgesonnen

Die Arbeit der Guttempler fand auch Anklang bei Röchling, das zeigt diese Aussage: „Wir teilen unseren Belegschaftsmitgliedern mit, dass wir der Überzeugung sind, dass Mitarbeiter, die keinen Alkohol genießen, für den Hüttenbetrieb wertvoller sind“ (Quelle: Guttempler). Jeder Mitarbeiter erhielt damals 10 Mark im Quartal, der Mitglied einer Loge war. Dieser Betrag erhöhte sich um weitere 5 Mark bei zweijähriger Mitgliedschaft und nach jedem weiteren Mitgliedsjahr kamen 5 Mark hinzu. Für damalige Verhältnisse war dies viel Geld.

Während des 2. Weltkrieges waren keine Mitglieder in Logen gemeldet, Einzelmitgliedschaften bestanden aber weiterhin und es wurde auch im Distrikt weitergearbeitet. Nach Beendigung des Krieges schlug das Herz des Distriktes in der Pfalz. Aufgrund der speziellen Lage des „Saargebietes“ wurde die Arbeit der Guttempler erschwert. Impulse kamen noch aus Saarbrücken, der „Saarperle“ die später zur Loge „Saarland“ umbenannt wurde. Heute existieren noch zwei Logen in Saarbrücken, eine in Neunkirchen und eine in Illingen.

Mythos Schichtwechsel

Übrigens:
Die Röchling´schen Eisen- und Stahlwerke unterhielten 1906 drei Milchausgabestellen auf dem Werksgelände, ¼ l Milch kostete 5 Pfennig, 500 l Milch wurden täglich verkauft.

Mythos Schichtwechsel

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es fantasievolle, nicht alkoholische Getränke, wie z. B. „Champagnermilch“ (Adsella) aus abgerahmter Milch. Rezeptur und Geschmack unbekannt.

Mythos Schichtwechsel

Bismarck ist ein großer Bierliebhaber. Er macht den Biergenuss salonfähig. Um den Verkehr mit den Parlamentariern ohne großen Zeitverlust zu pflegen, richtet er im Reichskanzlerpalais sogenannte parlamentarische Bierabende ein, die bald zu den wichtigsten und beliebtesten gesellschaftlichen Ereignissen in Berlin zählen.

„Es gehört zum deutschen Bedürfnis, beim Biere von der Regierung schlecht zu reden.“

Otto von Bismarck

„Ich trinke täglich zum Abendbrot ein Glas helles Bier und reagiere auf diese anderthalb Quart so stark, dass sie regelmäßig meine Verfassung dadurch verändern. Sie verschaffen mir Abruhe, Abspannung und Lehnstuhlbehagen.“

Thomas Mann

Mythos Schichtwechsel

vor 1914

Aus dem Besitz von Hans-Werner Thies, Geislautern, stammen eine weit verbreitete Postkarte der Wilhelm- bzw. Rathausstraße aus der Zeit unmittelbar vor dem ersten Weltkrieg und eine seltene fotografische Ansicht derselben Perspektive aus den frühen 1920er Jahren.

Mythos Schichtwechsel

nach 1918

Mythos Schichtwechsel
Mythos Schichtwechsel

Der Auszug aus einem historischen Katasterblatt ist ein Zufallsfund und zeigt die Situation an der Rathausstraße vom „Schnellrestaurant Rippches Eck“ (ganz links Nr. 54) bis zur Einmündung der Poststraße (neben der großen Silhouette des Knappschaftskrankenhauses). Auf dem Areal breiten sich heute die „Südtangente“, Globus Handelshof und die (neue) „Straße am Hüttenwerk“ aus.