Die Inhaber der Firma „Schmidtborn & Röchling“ um 1860.
Die Keimzelle des späteren Industriekonzerns.
Ganz unten: Carl Röchling

1894 ist kein Jahr, in dem Weltgeschichte geschrieben wurde, nicht einmal saarländische Regionalgeschichte.

In Völklingen brannten seit Jahresfrist die ersten Gaslaternen und eine zentrale Wasserversorgung löste die traditionellen „Gemeindebrunnen“ ab. In Berlin öffnen das monumentale „Reichstagsgebäude-“und in London die „Tower Bridge“ ihre Pforten. Der ungeliebte, schmiedeeiserne „Eifelturm“ steht bereits aufrecht und die Pariser schlagen sich aktuell mit der peinlichen Dreyfus Affäre herum. Immerhin, ein gewisser Pierre de Coubertin gründet das Internationale Olympische Komitee. – Business as usual in der europäischen Gründerzeit und Hochtechnologiephase vor dem ersten Weltkrieg – Belle Époque!

Von wegen, Völklingen hatte intensiv die Schattenseiten der geplatzten Spekulationsblase nach dem gewonnenen deutsch-französischen Krieg zu spüren bekommen. Die gescheiterte Ansiedlung eines ersten Eisenwerks und das etwa zeitgleiche Aus für die traditionsreiche Geislauterner Hütte hinterließen erste Zweifel am dröhnend verbreiteten Optimismus des steten wirtschaftlichen Aufstiegs in eine goldene Zukunft.

Um so verständlicher ist die Begeisterung für eine zupackende unternehmerische „Lichtgestalt“, wie sie in den Feierlichkeiten zum Dienstjubiläum Carl Röchlings zum Ausdruck kommt.

Das seinerzeit in den Zeitungen sowohl angekündigte- als auch kommentierte Ereignis, wirft ein Schlaglicht auf die Befindlichkeit der Hüttenstadt in der beginnenden Boomphase der Schwerindustrie. Völklingen, immer noch eine dörfliche Gemeinde, richtete seinem bärbeißigen Industriepatriarchen eine rustikale Festivität aus. Fackelzüge, Militärkapelle und noble Ansprachen. Aber zum Programm gehörte auch ein Rundgang des Jubilars durch die vielen Kneipen und Lokale der Stadt. Dort war für seine Arbeiter gedeckt und 67-jährige Carl hatte viele kräftige Hände zu schütteln.

Für ihn selbst klang sein Ehrentag stilvoll, mit einem Gottesdienst in der Saarbrücker Ludwigskirche und kurzweilig, mit einem abschließenden Besuch im Theater aus.

Gegeben wurde, frisch aus den USA, das brandneue Erfolgsstück „Charleys Tante“.