Nach den Ereignissen im Deutschen Reich im ersten Quartal 1933 (z. B. Reichstagsbrandverordnung, Ermächtigungsgesetz), die den rechtsstaatlichen, demokratischen Charakter der Weimarer Republik ausschalteten, sowie den letztlich nur noch eingeschränkt freien Reichstagswahlen am 5. März 1933 ging die Saar-NSDAP offenbar dazu über, verstärkt propagandistisch zu agieren. Auf einer NS-Veranstaltung in Besseringen hatte der Saarlouiser Kreisleiter Alois Spaniol (später Landesleiter des Gaues Saar) nicht nur den Vorsitzenden der saarländischen Zentrumspartei Franz Steegmann heftig angegriff en, sodass dieser gegen Spaniol vorging und Anzeige erstattete, sondern auch den Völklinger Lehrer und Zentrumspolitiker Dr. Johann Ludwig bezichtigt, Hitler und von Papen als Lumpen tituliert zu haben. In einer Erklärung im Völklinger Volksfreund gegen diese Nazi-Hetze nahm Ludwig zu dieser unverschämten Verleumdung Stellung.
Nach Einschätzung des Völklinger Bürgermeisters hatte die nationalsozialistische Bewegung in seinem Bürgermeistereibezirk seit den Reichstagswahlen am 5. März 1933, bei der die NSDAP 43,9 % der Wählerstimmen erhielt, und sicherlich auch nach dem Inkraft treten des Ermächtigungsgesetzes am 24. März 1933 einen gesteigerten Zustrom erfahren. Der sich nun abzeichnende Mitgliederzuwachs machte es notwendig, die bis dahin unbedeutende und offenbar unorganisierte Partei neu aufzustellen. Mit der Ernennung Alois Spaniols zum Gauinspektor und Leiter der politischen Organisation (P.O.) im Mai 1933 wurden strukturelle Reformen in Anlehnung an die bereits im Juli 1932 im Reich eingeführten Dienstvorschriften der politischen Organisation der NSDAP des Reiches eingeführt. Dies wird auch in den von der Kreisleitung Saarbrücken-Land herausgegeben wöchentlichen Rundschreiben angedeutet, das in regelmäßiger Folge diese Vorschrift en abdruckte. In seiner Erstausgabe gab Kreisleiter Wilhelm Welter an, dass man mit dem Blatt einen weiteren Schritt für den Aufbau des Kreises vorwärts gekommen sei. Mit Bekanntmachung Nr. 11 in Der Amtswalter Ausgabe Nr. 3 vom 8. September 1933 hatten die Ortsgruppenleiter sofort mit der Umgestaltung der Ortsgruppen zu beginnen. Welche Veränderungen in den NSDAP-Ortsgruppen in der Bürgermeisterei Völklingen durchgeführt wurden, entzieht sich mangels aussagekräft iger Quellen unserer Kenntnis.
Verbot von Versammlungen der NSDAP vom 29. März 1933.
Seit der „Machtübernahme“ der NSDAP Ende Januar 1933 forcierte die Reko, das politische Engagement sämtlicher Parteien einzuengen, um die politische Stimmung nicht aufzuheizen. Im Zuge der Reichstagswahlen am 5. März 1933 z. B. erließ die Saarregierung am 28. Februar 1933 ein Verbot für öffentliche Versammlungen (geschlossene waren weiterhin gestattet). Diese Untersagung wurde am Vorabend der Wahlen und am Wahltag selbst auf sämtliche politische Veranstaltungen ausgedehnt. Auch zum 1. Mai, dem traditionellen Tag in der Arbeiterbewegung, verbot die Reko sämtliche öffentlichen Versammlungen. Ein gesondert auf die NSDAP gemünztes Versammlungsverbot wurde am 29. März 1933, also nach dem Erlass des Ermächtigungsgesetzes im Deutschen Reich, angeordnet. Damit machte sich die vom Völkerbund eingesetzte Behörde aber offensichtlich wenig beliebt. Im Landkreis Saarbrücken stieß diese Maßnahme auf geringes Verständnis bei der Bevölkerung. Auch der Saarbrücker Landrat äußerte Kritik an dieser restriktiven Politik gegenüber der Nazi-Partei und sah darin eher eine Stärkung der politischen Organisation.
Zur möglichen Größenordnung der im Völklinger Bezirk präsenten nationalsozialistischen Bewegung gibt ein Bericht des Völklinger Landjägeramtes Auskunft. Am 1. Oktober 1933 marschierte von Wehrden aus kommend ein knapp 600 Mann starker Zug von Nationalsozialisten – unter ihnen offensichtlich auch der Völklinger Ortsgruppenleiter Jakob Auler – durch die Wilhelmstraße bis zur Poststraße 57.234 Dort teilte sich die Menge, von der ein Teil sich in Richtung Fürstenhausen aufmachte. Es handelte sich hierbei um Teilnehmer eines in Lauterbach abgehaltenen Sportfestes. Die Personen waren sicherlich nicht alles Parteigenossen. Nicht ganz auszuschließen ist bei dieser hohen Zahl, dass v.a. HJ-Angehörige unter den Anwesenden waren.