Neben der Eisen- und Stahlindustrie spielte in Völklingen von jeher die Förderung von Kohlen eine große Rolle. Im Völklinger Stadtteil Geislautern befand sich der Sitz einer Grubenverwaltung, der Steinkohlengrube Geislautern – die Werksdirektion saß seit 1926 in den alten Tagesanlagen der Grube in der Hindenburgstraße 310 in Geislautern. Förderpunkte dieses Bergwerks lagen in Obervölklingen mit der Grube Luisenthal und im nicht mehr zum Völklinger Stadtgebiet gehörenden Velsen.

Das Steinkohlenbergwerk Geislautern beschäftigte an seiner Schachtanlage in Velsen während des Zweiten Weltkriegs wenigstens 1.183 ausländische Arbeiter und Kriegsgefangene aus vier Nationen, wie aus einem Schreiben der Verwaltung an die Stadt Völklingen am 20. Januar 1947 hervorgeht. Die aufgelisteten drei französischen Zivilarbeiter waren jedoch nur wenige Tage anwesend, ehe sie flüchteten bzw. ihren Dienst gar nicht erst antraten. Viele der italienischen Arbeiter/IMI wurden am 23. Oktober 1944 zum Schanzeinsatz, dem Bau von Feldstellungen und Sperren sowie dem Ausheben von Lauf- und Panzergräben an den Westwall abgezogen, nachdem die Förderung der Kohlen Ende September eingestellt worden war.

Einsatz von auf Völklinger Stadtgebiet untergebrachten Fremdarbeitern der Grube Velsen nach Angaben der Werksverwaltung aus der Nachkriegszeit (nach StadtA VK, A 2626).

Einsatz von auf Völklinger Stadtgebiet untergebrachten Fremdarbeitern der Grube Velsen
nach Angaben der Werksverwaltung aus der Nachkriegszeit (nach StadtA VK, A 2626).

Die von der Werksverwaltung in der Nachkriegszeit angelegte und der Stadtverwaltung übergebene Aufstellung erweckt den Eindruck, als habe der Einsatz der ausländischen Arbeiter im Bergwerk Velsen erst am 26. April 1943 mit dem Anfahren polnischer und ukrainischer Arbeiter begonnen. Dem widersprechen zum einen Mitteilungen der Werksdirektion an das Polizeirevier 7 in der Völklinger Cloosstraße aus der Zeit von Februar und März 1943 über die An- und Abmeldung italienischer Arbeiter, die zu diesem Zeitpunkt noch als befreundete Ausländer galten, aus dem Schlafhaus Geislautern. Demnach befanden sich bereits seit spätestens Dezember 1942 Italiener in den Diensten der Grube. Zum anderen finden sich in den „Ausländerkarteien“ Eintragungen, die belegen, dass bereits seit Oktober 1941 zivile polnische Bergmänner und -arbeiterinnen auf der Grube Velsen angefahren waren. Die in diesen Namensverzeichnissen und der Kartei genannten Arbeitskräfte, denen als Arbeitsstelle eindeutig die Grube in Velsen zuzuordnen ist, tauchen in der 1947 erstellten Liste der Grubenverwaltung allerdings nicht auf.

Bis Juni 1941 waren offenbar tatsächlich noch keine ausländischen, zivilen Bergarbeiter auf der Grube Velsen beschäftigt gewesen. Doch geht aus einem Schreiben der Werksverwaltung vom 13. Juni 1941 hervor, dass eine Zuteilung in naher Zukunft geplant war und die Schlafhäuser der Grube als Unterkünfte vorgesehen waren. Auch unterschlagen die Nachkriegszusammenstellungen eine ganze nationale Gruppe ausländischer Arbeiter: Spanier werden überhaupt nicht genannt. Aus einem Bericht der Wirtschaftskammer Westmark über die wirtschaftliche Lage für den Monat Juli 1942 wird bspw. erwähnt, dass in der Nacht vom 7. zum 8. Mai 40 Spanier sich von der Grube Velsen ohne Abmeldung entfernt hatten. Weitere zehn spanische Bergarbeiter hatten wenige Tage später ihren Einsatzort verlassen.

Anmeldung italienischer Arbeiter durch das Steinkohlenbergwerk Geislautern.

Anmeldung italienischer Arbeiter durch das Steinkohlenbergwerk Geislautern.

Am Jahresende 1942 waren offenbar keine Kriegsgefangenen und Ostarbeiter auf den Gruben Velsen und Luisenthal im Einsatz. Die Situation hatte sich ein Jahr später geändert. Ende 1943 wurden auf Grube Velsen 580 IMI im Betrieb eingesetzt.

Über den Einsatz von Fremdarbeitern und Gefangenen auf den Schachtanlagen in Luisenthal kann nur spekuliert werden. Dieser dürfte aber eher gering ausgefallen sein, da die Grube nach einer Schlagwetterexplosion am 16. Juli 1941 für einige Monate komplett stillgelegt war, und anschließend die Fördermengen in den beiden Folgejahren recht überschaubar waren. Ende 1943 waren offenbar 37 Ostarbeiter am Grubenstandort Luisenthal beschäftigt.