Im Jahr 1932 fanden im Saargebiet neben den Wahlen zum Landesrat im Frühjahr auch Kommunalwahlen im Herbst statt. Bei den Landesratswahlen konnte die NSDAP im Bürgermeistereibezirk Völklingen schließlich 1.211 der 16.633 abgegebenen gültigen Stimmen, also rund 7,3 %, erzielen. Die meisten ihrer Wähler hatte sie in der Gemeinde Völklingen (inkl. Obervölklingen), wo 872 Personen die Hitler-Partei wählten. 221 Wählerstimmen konnte die NSDAP in Fürstenhausen und Fenne erhalten, während in Wehrden und Geislautern nur 77 respektive 41 für die Hitlerbewegung votierten, auch ein Indiz für den geringeren Zulauf in diesem beiden Gemeinden.

Im Landkreis Saarbrücken erhielt die NSDAP insgesamt 5.153 Stimmen, womit der Völklinger Stimmenanteil knapp 30 % des Kreises ausmachte. Im gesamten Saargebiet gaben 24.429 Menschen der NSDAP ihr Votum. Das Völklinger Ergebnis steuerte auf Kreisebene letztlich ca. 5 % zum landesweiten Resultat der Partei bei.

Bei den Landesratswahlen wurden aus den Bürgermeistereien Völklingen bzw. Ludweiler drei der insgesamt 29 Kandidaten gestellt. Es handelte sich dabei um die Mitglieder der Völklinger NSDAP-Ortsgruppe Philipp Würtz aus Völklingen und Heinrich Henry aus Ludweiler sowie den Kaufmann Arthur Wagner aus Fürstenhausen. Allerdings erhielt keiner der drei Bewerber ein Mandat.

Nicht nur bei den Wahlen im Saargebiet zeigten die Parteien Aktivität. Im Zusammenhang mit den Wahlen zum sechsten Reichstag in Berlin am 31. Juli 1932 waren in Völklingen die radikalen Parteien besonders rührig. Dabei kam es in der Woche vor der Abstimmung zu kleineren Zwischenfällen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, bei der u.a. Albin Weiß in eine Schlägerei verwickelt war. Am 27. Juli 1932 kam es vor dem Parteihaus der Völklinger NSDAP (Wirtschaft Forster) in der Poststraße zu einem größeren Menschenauflauf (Kommunisten, NSDAPler und Stahlhelm), der durch Polizeimannschaften aufgelöst wurde, nachdem erste Anpöbelungen in Gewalt umzuschlagen drohten. Veranstaltungen sowohl der NSDAP als auch der KPD am eigentlichen Wahltag wurden seitens der Reko letztlich verboten.

Wenige Wochen vor den kommunalen Wahlen 1932 wurden durch die Reko sämtliche NSDAP Veranstaltungen bis zum 3. November einschließlich verboten. Das Verbot wurde schließlich bis zum 7. November (inklusive) ausgedehnt. Nachdem Parteiveranstaltungen wieder zugelassen waren, folgten wenigstens zwei Sprechabende im Bezirk der Bürgermeisterei Völklingen (in Fürstenhausen am 9. November 1932 und in Obervölklingen am 11. November 1932), bei denen man sich in erster Linie mit den politischen Gegnern auseinandersetzte und die Wählerschaft mobilisiert werden wollte.

Ein Blick in die 1932 anlässlich dieses Urnengangs – der Wahlsonntag verlief offensichtlich ruhig – aufgestellten Wahlvorschläge der NSDAP zeigt, dass unter den Völklinger Ortsgruppen- Gründungsmitgliedern von 1929 lediglich Jakob Eberhardt und Emil Kramer unter den 27 Kandidaten zu finden waren. Der in Vorschlag gebrachte Erich Kreis trat im Dezember 1930 in die NSDAP ein. Sieben bzw. fünfzehn der 27 Kandidaten waren erst 1931 respektive 1932 in die Partei aufgenommen worden. In Fürstenhausen stand mit Erich Huppert ein weiteres Gründungsmitglied auf dem elf Personen umfassenden Wahlzettel. Die meisten der anderen Bewerber um ein Mandat im Fürstenhauser Gemeinderat waren erst 1931 und 1932 in die NSDAP eingetreten. Keine Listen wurden seitens der NSDAP in Wehrden und Geislautern eingereicht. Dies kann als Indiz gewertet werden, dass dort noch keine eigenständigen Ortsgruppen existierten.

Der zur Gemeinderatswahl 1932 eingereichte Wahlvorschlag der NSDAP-Ortsgruppe Völklingen.

Der zur Gemeinderatswahl 1932 eingereichte Wahlvorschlag der NSDAP-Ortsgruppe Völklingen.

Bei den Kommunalwahlen im Herbst des Jahres 1932 gelang der NSDAP, die lediglich in den Gemeinden Völklingen und Fürstenhausen Listen aufgestellt hatte, der Einzug in diese beiden Gemeindeparlamente. Insgesamt hatten bei den Wahlen im Völklinger Bezirk die Kommunisten auf Kosten der Sozialdemokraten Gewinne erzielen können. Im Ganzen betrachtet, behielten die bürgerlichen Parteien im Bürgermeistereibezirk eine Mehrheit. Diese schlossen sich jedoch mit dem Nationalsozialisten zusammen, um die Gefahr des Kommunismus gemeinsam zu bannen.

Seite aus dem Mitgliedsbuch des Erich Kreis.

Seite aus dem Mitgliedsbuch des Erich Kreis.

Stimmzettel für die Gemeinderatswahl Fürstenhausen-Fenne 1932.

Stimmzettel für die Gemeinderatswahl Fürstenhausen-Fenne 1932.

Der als Nachrücker in den Gemeinderat Fürstenhausen bestimmte Ludwig Feuchtner nimmt sein Mandat an.

Der als Nachrücker in den Gemeinderat Fürstenhausen bestimmte Ludwig Feuchtner nimmt sein Mandat an.

In der Gemeinde Fürstenhausen erhielt die NSDAP 178 der 2.505 Stimmen (7,1 % der gültigen Stimmen). Das Mandat in dem 23 Sitze umfassenden Gemeinderat in Fürstenhausen errang der auf Listenplatz 1 stehende Bäcker Peter Guillaume (Mitgliedsnummer 1.044.238, Eintritt 1. Mai 1932). Dieser versäumte aber zunächst fristgerecht sein Mandat anzunehmen, weswegen der Sattler Johann Jansen als Nachrücker den Sitz erhalten sollte. Nachdem Guillaume aber zwischenzeitlich doch noch sein Mandat annehmen wollte, rückte wenig später mit dem Hüttenarbeiter Ludwig Feuchtner (Mitgliedsnummer 1.368.164; Eintritt 1. August 1932) schließlich ein anderer Parteigenosse nach. Laut einer Zeitungsmitteilung im Völklinger Volksfreund erfolgte diese Ernennung nach einer Verzichtsleistung mehrerer vor Feuchtner auf der Liste stehender Kandidaten auf Wunsch der Parteileitung. Feuchtner wurde 1935 Amtsältester und war Vertreter im Gemeinderat Fürstenhausen. Von April 1937 bis zu seinem Einzug zum Militär im August 1939 (Rang Feldwebel) war er Ratsherr der Stadt Völklingen.

In der Gemeinde Völklingen konnte die NSDAP bei den Novemberwahlen drei der 36 Abgeordnetensitze erreichen. Für die Partei stimmten 787 Wahlberechtigte, was einem Stimmenanteil von 8,2 % der gültig abgegebenen Stimmen (9.547) entsprach. Die Sitze erhielten der in der Zementfabrik der RESW angestellte Hüttenmeister Hermann Marx (Mitgliedsnummer 1.020.204, Eintritt 1. Februar 1932), der Heilgehilfe Jakob Eich, der in der NSDAP-Mitgliederkartei unter der Mitgliedsnummer 1.571.218 mit Eintrittsdatum 1. März 1933 geführt wurde, und das langjährige Parteimitglied Jakob Eberhardt. Marx, der 1935 in den Betriebsausschuss des Röchlingwerks berufen wurde, fungierte im Gemeinderat als Fraktionsführer der NSDAP und später der Deutschen Front, in deren engerem Führungsrat er vertreten war. Nach dem Niederlegen des Beigeordnetenamtes durch Robert Stumm (SPD) wurde Hermann Marx an dessen Stelle zum unbesoldeten Beigeordneten ernannt. Am 7. April 1937 wurde er zum Ratsherren bestellt.

Bei den im November 1932 gleichzeitig durchgeführten Wahlen zum Saarbrücker Kreistag errang die NSDAP ebenfalls drei Sitze mit einem Stimmenanteil von 6.939 der 93.608 gültig abgegebenen Stimmen (7,4 %). Eines dieser Mandate ging an den Völklinger Oskar Banf, der, 1897 in Dennweiler geboren, als Heizer bei den RESW in Arbeit stand. Bei den Kreistagswahlen erhielt die NSDAP im Bürgermeistereibezirk Völklingen 1.048 Stimmen, etwas mehr als 15 % des Kreisergebnisses. Aus der Bürgermeisterei Völklingen hatten für die NSDAP ferner für den Kreistag Jakob Auler, Peter Guillaume und Philipp Dörr kandidiert.