Bei den RESW waren nach einer Mitteilung des Werks aus dem Jahr 1946 im Verlaufe des Zweiten Weltkriegs insgesamt 12.263 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingestellt gewesen. Diese an die Stadtverwaltung übermittelte Zahl wurde unter Einrechnung im Angestelltenverhältnis eingesetzter Personen durch den zuständigen städtischen Sachbearbeiter noch auf 12.370 korrigiert. In den Völklinger Betrieben wurden allein 11.750 Personen eingesetzt. Diese Zahlen stellen die unterste Grenze des Einsatzes dar. Da, wie oben gezeigt werden konnte, aber unzählige Arbeiter nicht durch die Nachkriegsrecherchen ermittelt worden sind, ist der Gesamteinsatz bei den RESW nicht unwesentlich nach oben zu korrigieren. Der Einsatz ausländischer Arbeiter in Völklingen wurde durch drei Nationen geprägt: Franzosen, Sowjetrussen und Italiener. Diese drei Gruppen stellten alleine rund 83% der durch die RESW eingesetzten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen.
Ausländereinsatz nach in der Nachkriegszeit durch die RESW übermittelten Zahlen
(nach StadtA VK, A 2718) unter Ergänzung von 219 Spaniern.
Die Entwicklung des Ausländereinsatzes bei den RESW zu rekonstruieren, birgt einige Schwierigkeiten, da zu demselben Stichtag die unterschiedlichsten Angaben vorliegen bzw. Stichtagsangaben der einen Statistik exakt mit denjenigen Zahlen einer Erhebung für einen anderen Stichtag übereinstimmen. Die folgenden Grafiken verdeutlichen dies ein wenig.
Gesamtgefolgschaft der gesamten Hütte (nur Ende 1942 und 1943,
nach Archiv der Saarstahl AG Völklingen F-K 94/2782),
Gefolgschaft der RESW jeweils zum Jahresende 1942 und 1943 nach Angaben des Geschäftsberichts 1943
(nach Archiv der Saarstahl AG Völklingen, Ber-K 50/438).
Ausländerstand nach Bericht der RESW für den Monat Dezember 1942, Januar 1943 und Januar 1944
(Auszug, nach StadtA VK, A 3083).
* Vermutlich inklusive Ausländer
Ausländereinsatz nach einer durch Otto Kranzbühler vorgenommen Aufstellung
(nach Archiv Röchling Mannheim, OZ 680) (Auszug).
Zwei Beispiele verdeutlichen, wie diskrepant das Quellenmaterial hinsichtlich der Ausländerzahlen stellenweise ist. In ihrem Dezemberbericht 1941 an die Handelskammer Saarbrücken meldete die Direktion der RESW, dass bei ihrem Unternehmen im Monat Dezember 9.196 männliche deutsche Arbeiter, 741 Frauen, 607 Kriegsgefangene und 789 Ausländer eingesetzt seien, zusammen also 11.333 Personen. Dahingegen teilte Afa-Leiter Anton Eisenlauer in seinem erst Mitte März 1942 verfassten Bericht für das Jahr 1941 mit, dass gegen Jahresende 916 Ausländer und 517 Kriegsgefangene neben 10.014 deutschen Arbeitskräften auf dem Werk einschließlich der Wehrfertigung beschäftigt gewesen wären, was addiert 11.447 Personen ergibt. Sind die Gesamtsummen annähernd gleich, finden sich hier allerdings in der Zusammensetzung der Zahlen einige Unterschiede. Schließlich wurde in einem am 10. April 1942 niedergeschriebenen Zwischenbericht der Geschäftsführung für das vierte Quartal 1941 dem Aufsichtsrat des Unternehmens mitgeteilt, dass sich die Gefolgschaftsstärke ohne Angestellte am 31. Dezember 1941 auf 9.953 Arbeiter belaufen hätte, worunter sich 839 Ausländer befänden. Hinzu kamen außerdem 564 Kriegsgefangene, zusammen also eine 10.517 starke Arbeiterschaft. In letzterem Fall fällt auf, dass die Angaben über die ausländischen Personen exakt mit jenen Daten übereinstimmen, die die Direktion der Saarbrücker Handelskammer für den Monat Januar 1942 übermittelte.
Ein zweites Beispiel: Für den Stichtag 29. Februar 1944 liegen zwei statistische Übersichten vor. Zum einen ist im Bestand der Reichsvereinigung Eisen im Bundesarchiv eine vergleichende Übersicht über den Arbeitseinsatz in der Eisenindustrie erhalten, die für Völklingen 5.711 ausländische Arbeiter aufführt. Zum anderen gibt eine Zusammenstellung der Gefolgschaftsbewegung für den Stichtag 29. Februar 1944 die Gesamtzahl von 5.740 ausländischen Arbeitern an. Sind auch hier die Summen fast identisch, stellt man bei genauerem Hinsehen wiederum fest, dass die Zusammensetzung der Zahlen abweichend ist. Am deutlichsten wird dies im Fall der russischen Kriegsgefangenen.
Beide Beispiele verdeutlichen einmal mehr, wie schwierig die Auswertung von Zahlen zum Ausländereinsatz ist. Wie letztlich der große Unterschied in der Zusammensetzung zustande kommt, bleibt spekulativ. Ob, wie im zweiten Fall, in den Angaben der Reichsvereinigung Eisen auch Angestellte mit aufgenommen wurden, ist denkbar, scheint aber bei einem Vergleich mit überlieferten Angaben von Angestellten/Beamten für die Monate Januar und April 1944 eher unwahrscheinlich, da dort 1.732 bzw. 1.806 Beamte, Jugendliche und Meister genannt werden. Unbereinigte Statistiken, in denen „Karteileichen“ geführt wurden, sind ebenfalls vorstellbar. Außerdem wurden die Daten stellenweise (so bei den Lageberichten an die Handelskammer Saarbrücken) wenige Tage vor Monatsende an die jeweiligen Stellen übermittelt, weshalb es vorkommen konnte, dass Transporte ausländischer Arbeiter, die danach eintrafen, nicht dem aktuellen Monat gutgeschrieben wurden.
Im Lagebericht für das dritte Quartal 1942 berichtete der Völklinger Bürgermeister, dass von in der Industrie und sonstigen Betrieben eingesetzten tausenden fremden Arbeitern und Kriegsgefangenen allein an die 4.000 bei der Firma Röchling sind. Den gleichen Stand übermittelte die Völklinger Verwaltung auch für das vierte Quartal 1942. Folgt man einer Lagerliste vom Ende des Jahres 1942, so waren in den Völklinger und außerhalb von Völklingen gelegenen Röchling-Lagern mit zivilen Arbeitern des Unternehmens 4.087 Personen einquartiert. Davon waren 3.506 lagermäßig in der Hüttenstadt selbst untergebracht. Mit den für Anfang Januar 1943 genannten 400 im Röchling’schen Kriegsgefangenenlager einquartierten Franzosen erreicht man diese Zahl relativ genau. Über das Jahr 1943 hinweg wurde der Einsatz von Ausländern weiter gesteigert. Insgesamt ist die Tendenz feststellbar, dass bei dem Hüttenwerk ab der zweiten Jahreshälfte die Zivilarbeiterzahlen rückläufig waren. Das hohe Niveau der Ausländerbeschäftigung wurde in der folgenden Zeit durch die vermehrte Hereinnahme kriegsgefangener Soldaten (Russen und v. a. IMI) gehalten. So stieg der Anteil der Kriegsgefangenen innerhalb der ausländischen Gefolgschaft von September bis Dezember 1943 von rund 7,5% auf ca. 17,5% an. Im Jahr 1944 stellten Kriegsgefangene wenigstens bis August mit etwas über 20% ein Fünftel der bei den RESW eingesetzten Ausländer.
Seinen Zenit erreichte der Einsatz ausländischer Arbeiter bei den RESW an der Jahreswende 1943/44.In dem Zeitfenster von Dezember 1943 bis Anfang Februar 1944 – je nachdem welche statistischen Angaben als Grundlage herangezogen wird – waren fast 42% der Belegschaft Ausländer (5.938 oder 6.139). Ende Juni 1944 meldete der Völklinger Bürgermeister in einem Bericht an den Saarbrücker Landrat, dass die Belegschaft der Röchlingwerke sich auf 16.000 Arbeitskräfte belief, davon mehr als 6.000 Ausländer einschließlich 1.200 Kriegsgefangenen. Zum Zeitpunkt der Evakuierung Ende November 1944 könnten noch zwischen 5.037 und 5.706 ausländische Arbeiter in den verschiedenen Lagern der RESW untergebracht gewesen sein.
Wie bei der Stadtverwaltung setzte auch bei den RESW der Einsatz ausländischer Arbeitskräft e im Spätsommer 1940 durch das Heranziehen von Kriegsgefangenen ein. Seit spätestens Anfang Juli 1940 lässt sich belegen, dass die saarländischen Hütten eine Zuteilung von Kriegsgefangenen forderten. Auf einer Beiratssitzung der Bezirksgruppe Saar der Wirtschaftsgruppe Eisenschaffende Industrie hatte Hermann Röchling für sein Werk den riesigen Bedarf von 1.000 Gefangenen, wovon die Hälfte Handwerker für notwendige Instandsetzungsarbeiten sein sollten, angemeldet. Eine Zuteilung französischer Kriegsgefangener, die seit Ende des Westfeldzuges als Arbeitskräft ereservoir in großen Massen zur Verfügung standen, erfolgte offenbar erst für den Monat August 1940. In diesem Monat waren 340 französische gefangene Soldaten in Diensten der RESW tätig.445 Bis zum Jahresende verdoppelten sich schließlich die Gefangenenzahlen (614) beinahe. Neben den französischen Kriegsgefangenen wurden im Jahr 1940 bereits erste lothringische Zivilarbeiter beschäftigt. Den Arbeitskräft ebedarf sah man anfangs des Jahres 1941 aufgrund bevorstehender Einberufungen bei mehreren hundert Frauen und 1.000 bis 1.600 Kriegsgefangenen und – dies wurde bereits eingeplant – ausländischen Arbeitern.
Das Jahr 1941 war zunächst weiterhin vom Einsatz der Gefangenen geprägt. Die Zahlen, die Schwankungen unterlagen, beliefen sich zum Jahresbeginn auf etwa 600 französische Kriegsgefangene, allerdings fiel der Stand nach zwischenzeitlichem Anstieg (678) zum Jahresende (517/564) hin ab. Bis in den Juni 1942 sanken die Kriegsgefangenenzahlen stetig ab (322). Ende des Jahres 1942 befanden sich keine 300 französischen Gefangenen mehr im Einsatz der Hütte. Im Laufe des Jahres 1942 sanken die Gefangenenzahlen bei der Völklinger Hütte und spielten bis zum Eintreffen der IMI im Herbst 1943 nur eine untergeordnete Rolle. 1943 bestand für französische Kriegsgefangene die Möglichkeit, sich in den Zivilarbeiterstatus versetzen zu lassen. Im September 1943 wurden bei den RESW wenigstens 60 Gefangene überführt. Insgesamt waren über 1.400 französische Gefangene für die RESW tätig gewesen.
Mit dem Rückgang des Gefangeneneinsatzes setzte bei den RESW ein Ansteigen der Beschäftigung ziviler Arbeiter ein. Dabei wurden zunächst zivile (Fach-)Arbeiter aus der grenznahen Region Meurthe-et-Moselle angeworben. Hinzu kamen gezielte Anwerbungen im besetzten Jugoslawien, die mit Unterstützung der deutschen Wehrmacht erfolgt sein könnten, und in Spanien. Aus dem Lothringischen waren im Oktober 1941 rund 400 Arbeiter nach Völklingen zum Einsatz verbracht worden. Bis März stiegen die Anwerbungen aus dieser Region um weitere 200 Personen auf 600.
Nach dem Balkanfeldzug 1941 gingen die RESW dazu über, jugoslawische Arbeiter anzuwerben. Aufgrund einer äußerst angespannten Arbeitseinsatzlage sollten Arbeiter von der Balkanhalbinsel rekrutiert werden und für Bauvorhaben in der Wehrfertigung eingesetzt werden. 700 bis 1.000 serbische Arbeiter wurden seit Ende Juli 1941 durch die RESW angefordert. Der erste Transport verließ Belgrad um den 4. August 1941 und musste von Röchling-Leuten an der Grenze abgeholt werden. Zwar trafen große Kontingente serbischer Arbeiter in Völklingen ein, doch stellte sich umgehend heraus, dass zahlreiche Arbeiter krank und nicht geeignet waren. So wurden zwar die im Juli 1941 angeworbenen rund 700 Serben im Betrieb 57 der RESW eingestellt, sollten aber leihweise an Unternehmen abgegeben werden. Direkt nach ihrer Ankunft waren ca. 300 Mann wegen Krankheit und Unbrauchbarkeit wieder abgewiesen worden. Zum anderen war man mit der Arbeitsleitung der Serben höchst unzufrieden und nicht gewillt, die als ausgesprochen faul abgestempelten Arbeiter zu beschäftigen, geschweige denn anzulernen.
Als Ersatz für die aus Werkssicht als ungeeignet eingestuften Serben suchte das Unternehmen bei großangelegten Anwerbungen in Franco-Spanien Ersatz zu beschaffen. Aus einer Aktennotiz des Afa-Leiters der RESW vom 10. Oktober 1941 geht hervor, dass ursprünglich 1.000 spanische Arbeiter angefordert waren, die durch eine Werbungskommission rekrutiert werden sollten. Spanier, die über Metz nach Völklingen kamen, waren seit 6. Dezember 1941 bei den RESW eingesetzt. Zugestanden wurden den RESW aber nur 534 Leute. Die spanischen Arbeiter wurden größtenteils an Bauunternehmen weiterverliehen, die u.a. Bauarbeiten im Nauweiler Gewann ausführten, so z. B. an die Völklinger Firma Alfred Müller. Am 6. Dezember 1941 hatte das Arbeitsamt 160 spanische Arbeiter zugewiesen, von denen 104 an Baufirmen und 56 für die RESW arbeiteten. Dreizehn Tage später waren weitere 59 Spanier zugeteilt worden. Die meisten der 219 Personen stammten wohl aus der Gegend um Sevilla. Zehn Arbeiter wurden aus gesundheitlichen Gründen abgewiesen. Wie die serbischen Arbeiter wurden die Spanier aus Sicht der Werksleitung als wenig geeignete Arbeitskräfte angesehen.
Einsatz der Serben (blau) und Spanier (rosa) (nach StadtA VK, A 3083).
Seit Oktober 1941 rekrutierten die RESW neben Kroaten, Serben und Spaniern nun verstärkt Franzosen. Der erhöhte Arbeiterbedarf, der im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der Wehrbetriebe stand, lag zu diesem Zeitpunkt bei 2.500 bis 2.700 Mann. Ende 1941, Anfang 1942 wurden im Benehmen mit dem Arbeitsamt gezielte Anwerbungen in Frankreich gestartet. Dabei sollten für auf einen einberufenen deutschen Stammarbeiter 1,5 Ausländer angeworben werden, um u.a. die erwarteten Minderleistungen seitens der französischen Arbeiter auszugleichen. Im Januar trafen schließlich 120 Franzosen ein.
Aufgrund der Einrichtung der Wehrfertigung und Spezialauflagen seitens der Wehrmacht trafen am 26. November 1941 möglicherweise in Völklingen einige Hundert kriegsgefangene Russen zur Arbeitsleistung ein. Diese 400 gefangenen Soldaten der Roten Armee wurden vermutlich nicht eingesetzt, sondern wahrscheinlich wegen ihres desolaten Zustandes oder fehlender Unterkünfte wieder abgegeben.
Ausländische Arbeiter der RESW in den Rohstahlbetrieben Ende 1941 nach einem Bericht der Abteilung für Arbeitskunde
der RESW (nach Archiv der Saarstahl AG Völklingen, F-K 97/2797).
Ein neues Ausmaß erlangte die Zwangsarbeit in Völklingen im Jahr 1942, als größtenteils unter Zwang verschleppte Ostarbeiter nach Völklingen gebracht wurden. Der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte wurde nun zum Massenphänomen, als sich Verlauf des Jahres die Ausländerquote auf dem Werk von rund 12% auf fast 36% verdreifachte. Am 23. März 1942 erreichte, sicherlich aus dem für die Westmark zuständigen Durchgangslager in Pirmasens (Nord) kommend, der erste Transport von wahrscheinlich ausschließlich Ostarbeiterinnen Völklingen. Bei dieser 64 Personen umfassenden Gruppe handelte es sich überwiegend um junge unverheiratete Arbeiterinnen der Jahrgänge 1918 bis 1929. Unter ihnen befand sich möglicherweise eine schwangere Frau. Die erste bei den RESW registrierte Ostarbeiterin hieß Lydia Buzkoba. Sämtliche Personen arbeiteten für die RESW, die meisten in der Schlackensteinfabrik und Walzwerkadjustage (Betrieb 47). Die Mehrzahl (67%) dieses ersten Transports hielt sich bis 30. November 1944 in Völklingen auf, ehe sie wie die einheimische Zivilbevölkerung aufgrund der herannahenden Front evakuiert wurden. Im April 1942 beschäftigten die RESW neben ca. 200 Russinnen, 569 Zivilfranzosen, 339 französische Kriegsgefangene, 184 Spanier und 165 Serben.
Im Mai 1942 wurden laut Kartei etwas über 400 Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen in Völklingen neu registriert. Ende Juni zeigte das städtische Steueramt an, dass von den ca. 2.000 im Stadtbezirk beschäftigten Ausländern etwa 1.000 Ost-Arbeiter waren. Diese waren fast alle bei den RESW eingesetzt. Gemäß des Berichts der RESW für den Monat Juni 1942 wurden 587 männliche und weibliche Russen dem Unternehmen für den Arbeitseinsatz zugewiesen. Im Juni 1942 beschäftigten die RESW 1.166 sowjetische Arbeiterinnen und Arbeiter. Ende 1942 waren zwischen 1.941 und 2.264 statistisch erfasst. In den beiden darauffolgenden Jahren stiegen die Ostarbeiterzahlen nicht mehr wesentlich an. Von den bei Röchling in Völklingen eingesetzten rund 3.300 Ostarbeitern waren bereits Ende 1942 etwas mehr als 2.350 mit Lagernummern erfasst worden. Wann der exakte Zenit des Ostarbeitereinsatzes bei den RESW erreicht wurde, bleibt unklar. Folgt man der von Wilhelm Rodenhauser geführten Statistik über die Gefolgschaftsbewegung der gesamten Hütte 1944, dann war zum Stichtag 29. Februar 1944 der Höhepunkt erreicht (2.194). Die Berichte an die Gauwirtschaftskammer in Saarbrücken geben allerdings ein anderes Bild. Demnach erreicht der Einsatz im April 1944 seinen Scheitel (2.570). Eine Zusammenstellung Otto Kranzbühlers, des Verteidigers von Hermann Röchling, aus der Nachkriegszeit lässt einen Höchststand zum 31. Juli 1944 vermuten (2.513). Die vom Betrieb 77 (Lagerbetreuung) am 30. November 1944 aufgestellte Lagerbelegung nennt sogar 2.951 Ostarbeiter. Ob es sich hierbei allerdings rein um Röchling’sche Arbeiter handelt, ist unklar.
Entwicklung des Ostarbeitereinsatzes (nach StadtA VK, A 3083).
Entwicklung des Ostarbeitereinsatzes (nur Monatsendstände, außer Juni 1944)
(nach Archiv der Saarstahl AG Völklingen, F-K 94/2782).
Im Juli 1942 erwartete das Hüttenunternehmen möglicherweise erneut die Ankunft von 300 russischen Kriegsgefangenen. Nachdem offenbar eine kleine 16 Mann große Gruppe am 16./17. Juli eingetroffen war, wurden im August 1942 weitere 334 gefangene Rotarmisten in Völklingen karteimäßig bei den Röchlingwerken erfasst. Schon relativ bald begannen die Einsatzzahlen der russischen Gefangenen zu sinken. Im März/April 1943 hatte der Einsatz russischer Kriegsgefangener mit etwas mehr als 70 Soldaten seinen Tiefpunkt erlangt. Von da an wurden dem Unternehmen fast stetig neue Gefangene zugeteilt, so dass mit rund 400 sowjetischen Gefangenen Mitte/Ende 1944 ein Höhepunkt erreicht wurde.
Trotz eines an die Gauwirtschaftskammer gemeldeten Bedarfs von 200 bis 300 Mann verkündete Hermann Röchling auf einer Direktoriumssitzung Mitte Oktober 1942, dass mit keinen neuen Ausländerfuhren gerechnet werden sollte. Vielmehr war sich das Direktorium darüber einig, dass die jetzt vorhandenen Arbeitskräfte zu höchstem Einsatz zu bringen waren. Von diesen Vorschlägen rückte man jedoch ab, da weiterhin Ostarbeiter angefordert wurden und auch in Völklingen eintrafen. Im November hatte man neben 400 Franzosen einen Bedarf an 500 Ostarbeitern angemeldet. Zu dieser Zeit waren rund 1.900/2.000 Ostarbeiter für Röchling tätig. Im Dezember 1942 erwartete das Unternehmen einen 200 Mann großen Transport aus Pirmasens. Laut Lagebericht an die Gauwirtschaftskammer trafen im Dezember tatsächlich 120 Ostarbeiter ein, ferner 240 französische und belgische Arbeiter sowie 195 Polinnen für die Wehrfertigung in Fenne (Betrieb 131). 200 französische Facharbeiter waren im Anrücken begriffen. Ab Februar 1943 kamen bis in den Herbst des Jahres keine nennenswerten Ostarbeitertransporte nach Völklingen. Dies lag sicherlich an der sich verändernden Kriegslage im Osten und an Austauschprogrammen, die wegen Einberufungen in Lothringen notwendig geworden waren. Die Ostarbeiterzahlen stagnierten ab 1943 und waren stellenweise rückläufig, ehe die Umsetzungsaktion im September beendet wurde. Im Verlauf des Jahres 1942 wurden offenbar auch verstärkt Niederländer angeworben, die u.a. auch im Angestelltenverhältnis beschäftigt waren. Auch der Anteil polnischer Arbeiter stieg um die Jahreswende 1942/1943 merklich an.
Die verminderte Zuweisung sowjetischer Arbeiter versuchte man durch die erhöhte Zuweisung französischer Arbeiter zu kompensieren. Das Unternehmen profitierte von der in Frankreich im September 1942 eingeführten allgemeinen Dienstpflicht und der im Februar 1943 folgenden obligatorischen Arbeitspflicht (STO), die junge Franzosen zu einem Aufenthalt im Deutschen Reich zwang. Bereits zu Beginn des Jahres 1943 waren in Frankreich Anwerbekampagnen angelaufen.
Bei dieser Werbeaktion könnte es sich um das gezielte Anwerben der Ehefrauen französischer Kriegsgefangener gehandelt haben. Die Unternehmensspitze ging im Februar 1943 von der Ankunft von 385 Franzosen aus. Im März 1943 erhielten die RESW eine Zuweisung von 735 Franzosen. Während des Zweiten Weltkrieges waren insgesamt über 3.000 zivile französische Staatsangehörige für die RESW im Einsatz.
Es ist von einer hohen Fluktuation bei den Franzosen (zivil und kriegsgefangen) auszugehen, da es sehr häufig zu Fluchten kam oder Personen nicht mehr aus dem Urlaub zurückkehrten. Diesem „Problem“ versuchte das Unternehmen durch unterschiedliche Maßnahmen gegenzusteuern. Da aber fast durchgehend über solche Angelegenheiten Hinweise vorliegen, kann von keinem großen Erfolg ausgegangen werden.
Einsatz ziviler französischer Arbeiter bei den RESW vom 31. Dezember 1942 bis 30. Juni 1944
(nach Archiv der Saarstahl AG Völklingen, F-K 94/2782).
Im Juli 1943 hatten die RESW einen Bedarf von 400 Arbeitern beim Arbeitsamt angemeldet. Eine Prüfungskommission genehmigte letztlich nur 360 Mann, was dem Unternehmen aber recht war, da ein Mangel an Quartieren bestand. Insgesamt wurde der Arbeitskräftebedarf auf 1.100 beziffert. Wie dem Bericht an die Gauwirtschaftskammer für den Monat August 1943 entnommen werden kann, benötigte man für die Rohstahlbetriebe 510, für die Wehrfertigungsbetriebe ca. 300 und die Edelstahlbetriebe 290 Leute. Im September 1943 hatte sich an der Lage nichts geändert, allerdings war man zuversichtlich, dass angeforderte Italiener bald Abhilfe schaffen würden. Für Oktober waren Bedarfsanmeldungen von 1.300 Personen an die Arbeitseinsatzbehörden gemeldet worden, die durch die Zuweisung von 212 IMI auf 1.000 gesenkt werden konnten. Im Dezember 1943 mussten 196 oder 230 Arbeiter nach Ludwigshafen zum Katastropheneinsatz abgegeben werden.
Kriegsgefangeneneinsatz bei den RESW vom 31. Dezember 1942 bis 30. Juni 1944
(nach Archiv der Saarstahl AG Völklingen, F-K 94/2782).
Abgänge ausländischer Arbeiter rührten neben Umverteilungen oder Einsätzen zur Katastrophenabwehr auch im „Vertragsbruch“ (z. B. durch Fernbleiben von der Arbeit, Flucht, Nicht-Rückkehr aus dem Urlaub). Dabei waren unter den Ausländern Franzosen in besonderer Zahl vertreten, was seitens der Afa auf die grenznahe Lage zurückgeführt wurde.
Zu Beginn des Jahres 1944 liefen neue staatliche Rekrutierungsaktionen in Frankreich (4. Sauckel-Aktion) an, bei der eine Million französische Arbeiter ins Reich gebracht werden sollten und für die das Unternehmen den Leiter der Afa, Anton Eisenlauer, als Zuständigen meldete. Im April 1944 lief seitens des Unternehmens eine Anwerbeaktion in Frankreich, die u.a. den nicht gedeckten Arbeitskräftebedarf von 700 Leuten mindern sollte. Mitte Mai konnten durch Eisenlauer die ersten Arbeiter angeworben werden. Durch die Aktion Eisenlauer erwartete man das Eintreffen von 250 Franzosen. Im Mai wurden schließlich neben 58 Kriegsgefangenen, zehn Polen und deutschen Arbeitern, 220 Franzosen, darunter 150 Leiharbeiter für vier Wochen, eingestellt. Die insgesamt 425 zugewiesenen Personen waren jedoch nicht ausreichend, sodass für Juni 1944 weitere 400 Mann angefordert wurden, von denen das Unternehmen hoffte, diese aus Frankreich und Italien zu erhalten. Im Folgemonat wurden der Hütte jedoch größtenteils nur deutsche weibliche Arbeitskräfte zugeteilt, sodass der Bedarf von 400 Personen weiterhin bestand. Im Juli 1944 wurden den RESW 250 Ostarbeiter zugewiesen, allerdings waren erneut über 400 Arbeiter für Wiederherstellungsarbeiten der Bahn, für die Beseitigung von Fliegerschäden in Saarbrücken, auf der Halberger Hütte und in Neunkirchen zur Verfügung gestellt worden.
Unter den ersten in Völklingen in schlechten Zustand eingetroff enen IMI (220 Mitte Oktober) befanden sich kaum Facharbeiter. Aus diesem Grund sollte der Afa-Leiter Eisenlauer in Trier, vermutlich beim dortigen Stalag, vorstellig werden, um möglichst viele fachlich qualifizierte Arbeitskräfte unter den IMI für die RESW auszusuchen. Zum 31. Januar 1944 ist mit 744 IMI der höchste Stand zu einem Stichtag angegeben. Gegen Ende des Jahres 1944 wurden die IMI in den Zivilarbeiterstatus überführt. 439 ehemalige IMI befanden sich am 30. November 1944 im sogenannten Lager Roma.
Im Juni 1944 startete die Reichsvereinigung Eisen eine Anwerbekampagne im flandrischen Raum. In diesem Zusammenhang wurden dem Werk 50 bis 100 Flamen in Aussicht gestellt.537 Dadurch, dass diesen auch die Mitnahme ihrer Familien gestattet worden war, hatten die RESW Sorge, dass die in Völklingen vorhandenen Lager nicht deren Erwartungen entsprechen könnten. Die Nachkriegszusammenstellungen zeigen, dass von Juli bis September 1944 an elf unterschiedlichen Daten 28 belgische Arbeiter registriert wurden.
Der Ausländereinsatz bei den RESW spielte im Gesamtkontext der Völklinger Zwangsarbeit eine dominante Rolle. Mit ihren wenigstens 12.570 ausländischen Arbeitskräft en, die sich v. a. aus französischen, italienischen und sowjetischen Staatsbürgern zusammensetzen, stellten sie das Gros der in Völklingen während des Zweiten Weltkrieges eingesetzten Arbeiter. Die Ausländerbeschäftigung in Völklingen war somit wesentlich von der Montanindustrie geprägt.