Ausländereinsatz bei der Stadtverwaltung Völklingen
Der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte bei der Stadtverwaltung begann im Spätsommer 1940. Nachdem die Stadt zur Wiederbesiedelung freigegeben worden war, konnten französische Kriegsgefangene für dringend erforderliche Instandsetzungs- und Aufräumungsarbeiten herangezogen werden. Schon bei der Wiedereinräumung der Stadt nach der Evakuierung wurden in vier Bäckereien, die bereits Anfang Juli 1940 wieder eröffnet waren, Kriegsgefangene zur Abmilderung der Personalnot eingesetzt.
Außerdem wurden die Straßen unter Hinzuziehung von Kriegsgefangenen, über deren Leistung sich Bürgermeister Eder zufrieden zeigte, gereinigt. Für Instandsetzungsarbeiten wurden kriegsgefangene Handwerker eingesetzt. In den ersten beiden Juliwochen waren wenigstens 50 Kriegsgefangene in Völklingen im Einsatz. Ende des Jahres 1940 waren rund 300 Kriegsgefangene in der Obhut des städtischen Gefangenenlagers, die zum Teil in Stadtbetrieben verwendet und zum anderen Teil den einheimischen Handwerks-pp. Betrieben zur Arbeitsleistung gegen Bezahlung zugewiesen wurden. Über negative Erfahrungen konnte die Stadtverwaltung zu diesem Zeitpunkt nicht berichten, vielmehr war das Vorhandensein der Gefangenen angesichts des Fehlens zahlreicher Arbeitskräfte zu begrüßen.
Im Januar 1941 wurde eine Vielzahl der ca. 300 gefangenen Franzosen vornehmlich für die Schneeräumung und andere Reinigungsarbeiten im Stadtgebiet herangezogen. Mit dem beginnenden Frühjahr sollten die Kriegsgefangenen schließlich als Helfer in der Landwirtschaft arbeiten. Ende März, Anfang April waren die meisten der dem städtischen Gefangenenkommando unterstellten gefangenen Soldaten zwar an örtliche Firmen weiterverliehen worden, doch zeigt sich der Trend des Einsatzes mit Priorität in der Landwirtschaft durch die städtische Verwaltung darin bestätigt, dass die meisten in städtischen Diensten verbliebenen Franzosen für den Fuhrpark, dem u. a. die Reinigungsarbeiten und Brachlandbewirtschaft ung unterstanden, zugewiesen worden waren. Außerdem setzten die Betriebswerke bei den Straßenbahnen sowie der Schlachthof zu diesem Zeitpunkt Kriegsgefangene ein. Einige waren beim Lagerkommando selbst beschäftigt, sicherlich um Arbeiten im Lager auszuführen, andere wiederum waren dort als Sanitäter tätig. Französische Kriegsgefangene führten im November 1940 und März 1941 außerdem Arbeiten an der NSV-Schweinemästerei Völklingen aus.
Nachdem sich im April 1941 der Völklinger Bürgermeister Dr. Eder heft ig gegen einen durch das Arbeitsamt geplanten Abzug der Gefangenen zur Wehr gesetzt hatte, konnte eine gewisse Anzahl an Gefangenen in Völklingen gehalten werden. Der Einsatzschwerpunkt lag auch in den Folgemonaten des Jahres 1941 weiterhin im Rahmen landwirtschaftlicher Aufgaben – im Sommer 1941 wurden die Gefangenen z. B. als Erntehelfer eingesetzt – sowie im Bereich der 1941 auslaufenden Instandsetzungsaktionen, die dem Wiederaufbau der fast ein Jahr lang größtenteils entvölkerten Stadt dienten.
Die Zahlen der im städtischen Kriegsgefangenenlager Internierten sanken in der ersten Jahreshälfte relativ rasch, nachdem die Wiederbesiedlungsmaßnahmen weitestgehend abgeschlossen waren. Waren um die Jahreswende 1940/41 noch ca. 300 Gefangene am Rotenhof untergebracht, reduzierte sich die Zahl bis zur Jahresmitte 1941 auf etwa 190. In den folgenden Monaten verringerte sich die Anzahl der vom Stalag XII F abgegebenen Gefangenen weiter, sodass im Oktober 1941 das Arbeitskommando 907 nur noch 111 Kriegsgefangene zählte. Ab November 1941 stieg die Stärke des städtischen Kommandos kurzzeitig wieder an und erreicht im Januar 1942 an die 200 Mann. Bis zum Eintreffen russischer Kriegsgefangener im August 1942 reduzierte sich die Stärke des Arbeitskommandos auf 99 Mann. Mit deren Zuweisung verdoppelte sich der Gefangenenstand im Lager annähernd. Anfang Januar 1943 war das Lager schließlich mit 80 Franzosen und 124 Russen belegt. Im Laufe des Jahres 1943 ist ein Abwärtstrend bei den Belegzahlen erkennbar. Zum Ende des dritten Quartals waren im städtischen Lager mit 64 französischen und 40 russischen Kriegsgefangenen nur etwas mehr als 100 Personen untergebracht. Drei Monate später waren die russischen Gefangenen durch IMI ersetzt worden.
Belegung des städtischen Arbeitskommandos nach überlieferten Lohnlisten.
Über den weiteren Verlauf im Jahr 1944 gibt es kaum Hinweise. Doch dürfte dieser eine ähnliche Entwicklung wie bei den RESW genommen haben, d. h. eine verstärkte Zuweisung russischer Kriegsgefangener und in größerem Umfang IMI. Möglicherweise waren an die 100 IMI diesem Kommando zugeordnet.
Die Gefangenen des städtischen Arbeitskommandos 907 wurden nur zu einem kleinen Teil für kommunale Arbeiten und Aufgaben herangezogen. So waren im Mai 1941 von den etwa 180 Franzosen 70 Mann im Einsatz für Ämter und Dienststellen der Verwaltung, während die übrigen Gefangenen für ortsansässige Betriebe tätig waren. Die Einsatzzahlen schwankten. So wurden im Juni 1941 61 und im Juli 1941 wiederum 70 französische Kriegsgefangene herangezogen. Im darauffolgenden Jahr war der Einsatz von Kriegsgefangenen bei der Stadtverwaltung rückläufig. Zum Ende des dritten Quartals 1942 waren nur noch 25 Franzosen für städtische Arbeiten verfügbar. Auch nach dem Jahreswechsel setzte zunächst keine Änderung ein, denn ein halbes Jahr später konnten gerade noch siebzehn Gefangene für Tätigkeiten für die Stadtverwaltung herangezogen werden. An dieser Situation änderte sich laut den überlieferten Verwaltungsberichten wenig.
Ab dem Jahr 1941 kam die Forstwirtschaft als ein weiterer Beschäftigungsbereich für die französischen Gefangenen hinzu. 1941 wurden die Gefangenen für Wegebau- und Aufräumarbeiten beim Forstamt eingesetzt. In den beiden Revierförstereien Völklingen West und Ost waren im März 1942 25 Gefangene abermals mit Aufräumarbeiten im Wald nach den Wintermonaten beschäftigt. Daneben wurden französische Gefangene zu Neuaufforstungsarbeiten herangezogen.
Bei der Umgestaltung und Erweiterung des Ehrenfriedhofs 1941 wurden die Ausgestaltungsarbeiten u. a. mit Hilfe französischer Kriegsgefangener durchgeführt. Außerdem nutzten die Stadtwerke rege die Arbeitskraft der französischen Kriegsgefangenen aus. Im Juni 1941 zahlten die städtischen Betriebswerke alleine etwas mehr als 11.600 RM an die Stadtkasse für die Gestellung von Kriegsgefangenen. Im Dezember 1941 waren gefangene Franzosen abermals bei den Straßenbahnen tätig. Das Tiefbauamt verwendete in den Jahren 1941 bis 1944 regelmäßig französische Kriegsgefangene für Instandsetzungs- und Unterhaltungsarbeiten von Bürgersteigen und Straßen. Beim Hochbauamt wurden Kriegsgefangene für den Bau öffentlicher Luftschutzräume eingesetzt.
Wie sehr städtische Dienststellen auf den Einsatz von Gefangenen angewiesen waren, zeigt sich bei z. B. beim Fuhrpark. Waren dort vor Ausbruch des Krieges noch 80 Mann angestellt, so waren die Zahlen Anfang Oktober 1942 auf ca. 25 deutsche Arbeiter und eine Anzahl Kriegsgefangener gesunken. Im November 1942 standen dem Fuhrpark 14 Franzosen zur Verfügung. Wenige Monate später waren es nur noch sieben.
Zur Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln hatte das Hauptamt im Dezember 1941 sowie im Januar und Februar 1942 Kriegsgefangene eingesetzt. Neben dem Kartoffelbüro griff die Abteilung I für bestimmte Aufgaben auf Kriegsgefangene zurück. Möglicherweise kamen französische Kriegsgefangene auch privat bei Umzügen durch städtische Mitarbeiter zum Einsatz.
Im Sommer 1942 begannen die städtischen Betriebe und Abteilungen die fehlenden deutschen Beschäftigten nicht mehr nur durch französische, sondern nun auch durch russische Kriegsgefangene zu ersetzten. Die ersten russischen Kriegsgefangenen des Stadtlagers kamen den Eintragungen der Ausländerkarteikarten zufolge in Völklingen am 7. August 1942 an. Es handelte sich dabei um eine 70 Mann starke Be- und Entladekolonne für Eisenbahngüter des Nahverkehrsbeauftragten, die in der Freizeit ebenfalls für städtische Arbeiten in Anspruch genommen werden konnte. Dies stieß aber beim Fuhrpark nicht unbedingt auf Begeisterung, da deren Einsatz stundenweise erfolgte und die Gefangenen, sobald keine Waggons zum Entladen vorhanden waren, durch den Fuhrpark beschäftigt werden sollten. Kaum hatten die russischen Kriegsgefangenen aber ihre Tätigkeit aufgenommen, mussten sie wieder durch einen Mitarbeiter zum Fuhrpark gebracht werden, von wo aus sie durch die Empfänger neueingetroffener Waggons zum Entladen abgeholt wurden.
Aufgrund von Verhandlungen mit dem Saarbrücker Arbeitsamt konnte die Stadtverwaltung 1942 bewirken, dass ihr im Schuhmacherhandwerk ausgebildete russische Gefangene für die städtische Schuhreparaturwerkstatt zur Verfügung gestellt wurden. Noch im ersten und zweiten Quartal 1944 waren russische Gefangene in der Reparaturwerkstatt sowie der städtischen Schuhumtauschstelle beschäftigt. Ferner waren im Spätsommer 1942 russische Kriegsgefangene beim Bauamt für Friedhofs-, Gärtnerei-, Straßen- und Kanalarbeiten eingesetzt worden. Auch der Fuhrpark setzte zu dieser Zeit in seinen Sand- und Kiesgruben sowie für landwirtschaftliche Arbeiten Gefangene der Roten Armee ein.
Die zugeteilten Kontingente an französischen Kriegsgefangenen sanken im Laufe der Zeit stetig. Ende September 1942 standen der Stadtverwaltung 25 französische Kriegsgefangene für Arbeiten zur Verfügung. Ein halbes Jahr später waren von den 77 im städtischen Kriegsgefangenenlager befindlichen Franzosen 17 bei der Stadtverwaltung und im Lager selbst beschäftigt.
Der Kriegsgefangeneneinsatz (Russen) erstreckte sich auf die verschiedensten Ämter. So lassen sich Kriegsgefangene im Einsatz für das Ernährungsamt, das Kartoffelbüro und das Amt für Bauschäden im August 1942 nachweisen. Die Stadtwerke und das städtische Hochbauamt beschäftigten ebenfalls russische Kriegsgefangene. Zur Unterstützung bei der Beseitigung von Fliegerschäden innerhalb des Stadtgebietes wurden immer wieder russische und französische Gefangene durch das Amt für Bauschäden herangezogen.
Im Jahr 1943 setzten vornehmlich das Amt für Bauschäden und die Stadtwerke Kriegsgefangene ein. Dennoch monierte das Bauschadensamt, dass der Fuhrpark nicht genügend russische Gefangene für die nach Fliegerschäden notwendigen Aufräumungsarbeiten zur Verfügung stellte. Russische Kriegsgefangene wurden 1943 durch das Bauamt u. a. zur Errichtung von Baracken für eine NSV-Kindertagesstätte am Mühlgewann eingesetzt. In Fenne legten
Rotarmisten einen Löschwasserteich auf einer Viehweide an. Dem Fuhrpark waren im ersten Quartal 1943 aber weiterhin Kriegsgefangene zugeteilt.
Ende August 1943 ersetzten IMI die noch ca. 40 Mann starke russische Be- und Entladekolonne in Völklingen. IMI-Kolonnen standen verschiedenen städtischen Abteilungen und Betrieben zur Verfügung. Das Bauamt und das Amt für Gebäudeschäden setzten IMI im Luftschutzbau (Luftschutzraum in der Hochstraße 2) sowie zur Beseitigung von Fliegerschäden in Wehrden im Mai 1944 oder dem Katastropheneinsatz im September 1944 ein. Auch der Fuhrpark nutze die Arbeitskraft von IMI im Kartoffelkäferabwehrdienst in der Landwirtschaft aus. Ebenso griff der Schlachthofbetrieb im August und Oktober 1944 (hier für Aufräumungsarbeiten) auf gefangene Italiener zurück. Insgesamt dürft en knapp an die 100 IMI durch die Stadt und den Bauhof bis zur Evakuierung Völklingens eingesetzt worden sein.
Nicht nur Kriegsgefangene des städtischen Kriegsgefangenenlagers mussten Arbeiten für Dienststellen der Stadtverwaltung verrichten. Italienische Gefangene des Arbeitskommandos 902 wurden ebenfalls zu Tätigkeiten bei der Stadt, u. a. zu Hilfsarbeiten beim Bauhof, herangezogen.
Vergleichsweise spät, erst ab der zweiten Jahreshälfte 1942, zog die Stadt Völklingen zivile ausländische Arbeitskräfte zur Arbeitsleistung heran. So wurden dem Friedhofswärter drei oder vier serbische Arbeiter zur Durchführung der notwendigsten Arbeiten auf dem Waldfriedhof zur Unterstützung zugeordnet. Einige dieser Serben waren zuvor (und möglicherweise anschließend wieder) für die RESW tätig gewesen. Der 1922 in Donje Sudimlje (Studime e Poshtme) geborene Bojram Muslijevic war im September 1941 zunächst als Hilfsarbeiter im Aushilfsbetrieb bei den RESW eingesetzt gewesen. Dort schied er laut der Ersatzkarte für sein Arbeitsbuch Mitte Mai 1942 aus, um knapp einen Monat später beim Fuhrpark als Erdarbeiter angestellt zu werden. Seit dem 20. August 1942 hielt sich Muslijevic offenbar nicht mehr in Völklingen auf, denn er war nicht mehr zum Dienst erschienen. Nachforschungen beim Lager, in dem er untergebracht war, ergaben, dass er von einer Urlaubsfahrt nicht mehr zurückgekommen war. Möglicherweise wurde er aufgegriffen und erneut nach Völklingen gebracht, denn laut Nachkriegsüberlieferung stand Muslijevic (durchgehend von September 1941) bis zum 3. Juni 1943 bei den RESW in einem Beschäftigungsverhältnis. Eine Entlassung oder gar eine Rückkehr zu den RESW vermerkt die Ersatzkarte jedoch nicht. Noch 1944 können beim Fuhrpark serbische Zivilisten nachgewiesen werden.
Der Fuhrpark beschäft igte seit November 1942 einige deutschstämmige und „eindeutschungsfähige“ polnische Arbeiter. Diese drei Polen, vermutlich ein Vater mit zwei Söhnen, arbeiteten seit Ende November 1942 für den städtischen Fuhrpark im Bereich der Friedhofs- bzw. Stadtgärtnereiverwaltung. Der 1898 geborene Stanislaus Blaszczynski war sogar als Friedhofswärter eingesetzt und bis 1944 in dieser Stellung tätig. Sein 1923 geborener Sohn Jan, 1942 zunächst als Friedhofsgehilfe angestellt, ist 1944 ebenfalls in einer solchen Position belegt. Bereits seit dem 3. November 1942 waren zwei, möglicherweise drei Polen als landwirtschaftliche Arbeiter für den städtischen Fuhrpark im Einsatz.
Mit den Zwangsrekrutierungsmaßnahmen in Frankreich gelangten seit 1943 auch zivile französische Arbeitskräfte zur Stadtverwaltung. Gegen Ende März 1943 erhielten die Völklinger Stadtwerke elf jüngere Franzosen, die sicherlich im Zuge des Service du travaille obligatoire (STO) zwangsverpflichtet worden waren. Etwa gleichzeitig wurde ein ausgebildeter Schuhmacher mit französischer Nationalität dem Wirtschaft samt für die Schuhmacherwerkstatt zugeteilt. Offenbar aufgrund der mangelnden Zuweisung von russischen Kriegsgefangenen wurden dem Amt für Kriegssachschäden vier französische Arbeiter des Jahrgangs 1922 als Bauhilfsarbeiter den mit der Ausführung von Aufträgen beauftragten Firmen zur Verfügung gestellt.
Spätestens seit Herbst 1943 kamen zivile Ostarbeiter in der städtischen Forstwirtschaft zum Einsatz. Die Zuweisungen durch das Arbeitsamt in diesem Sektor erfolgten nur stockend, was u. a. sicherlich in der Bevorzugung der Industrie lag. Auch wenn die Verwaltung diese Arbeiter nicht als adäquaten Ersatz für deutsches Forstpersonal ansah und nicht genauer definierte Probleme bestanden, wurde mit ihrer Hilfe das vorgegebene Einschlagsoll zumindest im ersten Quartal 1944 erreicht. Bei der Revierförsterei Völklingen-Ost waren im Sommer 1944 mindestens 14 Ostarbeiter angestellt, die in einer der Werkzeug- und Maschinenfabrik Kreis gehörenden Russenbaracke an dem Looser in der Bismarckstraße interniert waren. Im Oktober 1944 waren u. a. zehn Ostarbeiter beim Hauen von Stämmen aus den angelegten Panzergräben Distrikt 9 und 14 im Schanzeinsatz gewesen.
Über das Schicksal eines der Forstarbeiter lässt sich Näheres sagen. Stefan Nahornii, geboren am 1. Mai 1914 oder 1915, befand sich spätestens seit 1943 in Völklingen. Er stammte vermutlich aus dem ukrainischen Bezirk Poltawa. Spätestens seit September 1943 war Nahornii als Holzfäller bei der Revierförsterei Völklingen Ost beschäftigt. Er wurde im Dezember 1944 entweder nicht evakuiert oder er hat sich der Evakuierung entzogen und hielt sich auch nach der Besetzung Völklingens durch die amerikanische Streitmacht am 20. März 1945 in der Stadt auf. Acht Tage nach dem Einmarsch in die auf dem rechten Saarufer gelegenen Stadtteile wurde Nahornii durch einen Landsmann erstochen. Beide waren in der Luisenstraße in Höhe der Gaststätte Sauer & Ritter vermutlich wegen eines gestohlenen Pferdes in Streit geraten.
Nicht nur das Forstamt, sondern auch der Fuhrpark setzte einige Zivilrussen 1944 für Helfertätigkeiten (vornehmlich Erdarbeiten) ein.322 In der Zeit vom 20. März 1944 bis zum 4. April 1944 wurden bspw. 21 Ostarbeiter herangezogen. Später waren schließlich fünf sowjetische Arbeiter beschäftigt.324 1944 wurden fünf Ostarbeiter für Schreinerarbeiten in Volkswohnungen auf dem Heidstock eingesetzt. In Diensten des Fuhrparks stehende Ostarbeiter wurden im Juli 1944 aus nicht näher genannten Gründen nach Berlin abgezogen.
1944 dürfte zudem eine größere Anzahl italienischer Zivilarbeiter beim Fuhrpark gearbeitet haben. Um wie viele es sich dabei handelte und seit wann diese in einem Beschäftigungsverhältnis zur Stadt standen, ließ sich aus dem städtischen Archivmaterial nicht ermitteln. Bereits im Mai 1943 war ein italienischer Arbeiter beim Fuhrpark tätig.
Im Übrigen waren die bei der Stadt eingesetzten Ausländer anscheinend durchweg Männer und das, obwohl der Frauenanteil unter den Zwangsarbeitern insgesamt relativ hoch war. Weder Stichtagsangaben über den Personalstand im Geschäftsbereich des Reichsministeriums des Innern zum 1. Juni eines Jahres noch eine auch unter den ausländischen Zivilarbeitern vorgesehene Röntgenreihenuntersuchung im Juli 1943 führen weibliche Personen an.
Personalstand (Ausländer) im Geschäftsbereich des Reichsministeriums des Innern bei der Stadt Völklingen
(nach StadtA VK, A 3502).
Dies lag sicherlich zum einen darin begründet, dass bei der Stadt Völklingen die Haupteinsatzgebiete in der Bau- und Forstwirtschaft lagen, in denen körperlich schwere Arbeiten zu vollrichten waren und zum anderen ein hoher Anteil an Kriegsgefangenen eingesetzt wurde. Dennoch sollte der Einsatz weiblicher Arbeiter bei der Kommune nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Ausländereinsatz im sonstigen Stadtgebiet
Kriegsgefangene und zivile Arbeitskräfte arbeiteten bei mittelgroßen Firmen, kleinen Gewerbebetrieben und Geschäften im gesamten Stadtgebiet. Es gab praktisch keinen Arbeitsbereich, in dem keine ausländischen Arbeiter eingesetzt wurden. Wie bei der kommunalen Verwaltung beschränkte sich der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte bei diesen mittleren und kleineren Firmen zunächst vornehmlich auf den Einsatz kriegsgefangener Soldaten.
In der Phase nach der Wiederbesiedlung der Stadt wurden zahlreiche französische Kriegsgefangene an Handwerksund Gewerbebetrieben gegen einen „Unkostenbeitrag“ durch die Stadtverwaltung weiterverliehen. Die in Völklingen im Rahmen der Instandsetzungsaktion in der Zeit nach der Wiederbesiedlung aufgrund von Arbeitskräftemangel, v. a. im Bauhandwerk, eingesetzten auswärtigen Arbeitsgemeinschaft en verschiedener Handwerksbranchen erhielten ebenfalls Kriegsgefangenenkontingente. Bei der Kontrolle von Rechnungen durch das Rechnungsprüfungsamt bzw. das Amt für Kriegssachschäden für im Rahmen der ersten Instandsetzungsaktion durchgeführte Arbeiten wurde einigen Firmen zur Last gelegt, zu hohe Stundenlöhne festgelegt zu haben. Außerdem wiesen einige Rechnungen größere Differenzen auf.
Auch Privatleute setzten in der unmittelbaren Zeit nach der Wiederbesiedlung der Stadt vermutlich zu Reparaturarbeiten Kriegsgefangene ein. So wurden etwa dem in der Hohenzollernstraße ansässigen Arzt Dr. Steil im November 1940 einer oder mehrere Kriegsgefangene gestellt. Seit 27. Juli 1943 arbeitete eine junge russische Frau für Steil entweder als Haushaltgehilfin oder in dessen Arztpraxis. Kleinen Geschäften, wie z. B. der Musikalienhandlung Engelbert Oberhoffer, wurden Gefangene vermutlich zu Instandsetzungsarbeiten zugeteilt. Das Haus in der Bismarckstraße 29 war nämlich in der Freimachungszeit durch Artillerietref er schwer beschädigt worden. Das in Geislautern ansässige Beerdigungsinstitut Vinzenz Steffen, das im Januar 1941 eine Monopolstellung im Bestattungswesen erlangte, setzte für die zahlreichen Arbeiten Kriegsgefangene ein.
Nur anhand von zwei Beispielen sei aufgezeigt, welche Summen die Stadt für den „Verleih“ der Gefangenen verbuchte. Dabei ist zu bedenken, dass den Einnahmen Ausgaben für Unterkunft und Verpflegung entgegenstanden, die aber wiederum mit dem Stalag abgerechnet wurden. Für den kurzen Zeitraum vom 31. März bis 5. April 1941 konnte die Stadtkasse Einnahmen in Höhe von 3.116,50 Reichsmark für die Gestellung von Kriegsgefangenen an 55 Betriebe und Gewerbetreibende erzielen. Im April 1944 verbuchte die Verwaltung Erlöse von 4.636,19 Reichsmark, da sie mehreren Handwerkern und Firmen französische Kriegsgefangene gestellt hatte.
Nicht nur in der Stadt niedergelassenen Betrieben stellte man Gefangene, auch auswärtige Unternehmer profitierten, wie etwa die in Heusweiler ansässige Schreinerei Lorenz Bauer. Dem Bildstocker Bauunternehmen Christian Karst (Inhaber: Otto Karst), das mit Bauarbeiten in Völklingen beauftragt war, wurden in Völklingen internierte Kriegsgefangene zugewiesen. 1944 setzte dasselbe Unternehmen achtzehn Gefangene ein, um Möbeltransporte für ausgebombte Familien durchzuführen. Auch bei Umbauarbeiten am Fürstenhauser Solbad setzte Karst Gefangene ein. Zwei französische Kriegsgefangene waren 1941 für drei Monate an die Rundfunkgeräte-Sachschadenstelle des Landkreises Saarbrücken verliehen worden. Ein polnischer Arbeiter war für die Firma Still Recklinghausen im Lager am Leh untergebracht. Ein tschechischer und ein jugoslawischer Arbeiter wurden durch die Firma Hans Becker aus Saarlautern eingesetzt. Wahrscheinlich handelte es sich um für die RESW tätige Fremdfirmen.
Dem städtische Bauamt bzw. dessen Abteilungen wurden Kriegsgefangenenkontingente zugeteilt, die sie wiederum an Unternehmer bspw. für Maßnahmen im Bereich des Luftschutzes weiterleiteten. Die Stadtverwaltung stellte der Abteilung Wiederaufbau des Landkreises oder dem Bauunternehmen Chr. Karst Zivilfranzosen zur Beseitigung von Fliegerschäden nach dem Luftangriff vom 11. Mai 1944 zur Verfügung.
Welche größeren Firmen und kleineren Betriebe im Völklinger Stadtbezirk kriegsgefangene und ausländische Arbeiter erhielten, geht aus den Kassenbelegen der Einnahmeanordnungen der Stadtkasse hervor. Akribisch wurde dort vermerkt, welche Entgelte Unternehmen und kleine Betriebe für die Gestellung von Gefangenen zahlen mussten. Fast sämtliche größeren Unternehmen setzen französische und russische Kriegsgefangene sowie IMI ein. Das im Betzen befindliche Kreidewerk Hoffmann, in der Stadt gelegene Mühlenbetriebe, die Vereinigte Saar Elektrizitäts-AG, das Unternehmen Trockle, die Gasaccumat AG, die Werkzeugfabrik Kreis und das Acetylenwerk Luisenthal nutzten die Arbeitskraft z. B. gefangener Soldaten des städtischen Kriegsgefangenenlagers aus. Dem Kraftwerk in Wehrden, an dem die RESW zu 25 % beteiligt waren, wurden durch den Fuhrpark im September 1941 Kriegsgefangene leihweise überlassen.
Das Tief- und Eisenbahnbaugeschäft Paul Pischke hatte wenigstens zehn ausländische Arbeiter aus vier Nationen (Frankreich, Italien, Tschechoslowakei und Polen) beschäftigt. Der aus Niemegk stammende Tiefb auunternehmer Ferdinand Müller beschäftigte ukrainische, belgische und polnische Zivilarbeiter.
Für das in der Hofstattstraße 142 gelegene Bauunternehmen Alfred Müller Kommanditgesellschaft wurden seitens der Stadtverwaltung aus dem städtischen Kriegsgefangenenlager internierte französische Soldaten zur Arbeitsleistung weiterverliehen. Laut Mitteilung des Unternehmens vom 20. Februar 1946 waren es insgesamt 82 Gefangene, die im Zeitraum 1941 und 1942 dort eingesetzt wurden. Daneben waren wenigstens vier Zivilfranzosen eingestellt worden. Das Unternehmen hatte den Behörden wohl auch bei ihr beschäftigte Arbeiter vorenthalten. So kann 1944 ein polnischer Arbeiter nachgewiesen werden, der in der Hofstattstraße 142 untergebracht war und für Alfred Müller arbeitete.
Gefangene Soldaten (vermutlich Russen) wurden auch an die Wehrmacht weiterverliehen. So erhielt die Flak-Untergruppe Völklingen im August 1942 einige ausländische Soldaten für Arbeiten zur Verfügung gestellt. In der Zeit vom 5. bis 13. September 1942 erhielt die Flak-Einheit L 28115 ebenfalls russische Gefangene von der Stadtverwaltung zugeteilt. Im März 1943 wurden zwölf russische Gefangene aus städtischen Diensten an die Flak als Hilfskräfte abgegeben.
Für die in Fenne ansässige Marmeladen- und Genussmittelfabrik Waldemar Kolb GmbH ist der Einsatz kriegsgefangener Soldaten und ziviler Arbeiter verbürgt. Dem Gesamtbild folgend, wurden zunächst französische Kriegsgefangene durch den Betrieb eingesetzt. Seit August 1942 wurden junge zivile Arbeiterinnen aus der Ukraine beschäftigt. Daneben waren auch französische Zivilarbeiter tätig. Insgesamt, so suggeriert es eine Nachricht des Werks von ca. 1946, waren zwölf Ausländer in der Kriegszeit angestellt gewesen. Diese Zahlenangaben stimmen aber nicht mit der Realität überein. Aus einer erhaltenen Lagerliste aus dem Jahr 1943 wird ersichtlich, dass das werkseigene Lager mit 14 Personen belegt war. Insgesamt lassen sich neun weitere Zwangsarbeiter (zwei Franzosen und sieben Ukrainerinnen) nachweisen, die 1946 den Behörden nicht mitgeteilt worden sind.
Das Saarbrücker Bauunternehmen Gebrüder Heimer übermittelte im Februar 1946 eine 73 Personen umfassende Auflistung der bei ihr in Obervölklingen untergebrachten Ausländer. Zieht man die darin genannten 15 Kinder ab, bleiben 58 Männer und Frauen, die dem Unternehmen als Arbeitskräfte zur Verfügung standen, der Großteil (50) davon Ostarbeiter. Daneben wurden mindestens jeweils drei Kroaten, Holländer sowie zwei Italiener beschäftigt.
Nachdem das Betonwerk der Kommanditgesellschaft Firma Dyckerhoff & Widmann in Obervölklingen zunächst französische Kriegsgefangene eingesetzt hatte, wurden seit Anfang September 1942 auch ukrainische Arbeiter rekrutiert. Bereits seit Mitte April 1941 war ein französischer Arbeiter beschäftigt. Insgesamt sollen 64 ukrainische und wenigstens zwei französische Zivilarbeiter für das Baugeschäft im Einsatz gewesen sein.
Spärlich sind die Angaben zum Einsatz ausländischer Arbeiter bei der 1926 gegründeten Saardrahtwerke GmbH in Obervölklingen, an der die RESW eine 50-prozentige Beteiligung hatten. Diese setzte wenigstens 61 zivile ausländische Arbeiter ein, die in der Nachkriegszeit nicht erfasst worden sind.
Die VSE waren neben den RESW offenbar bis Juni 1942 das einzige in der Stadt tätige Unternehmen, das Ostarbeiter einsetzte. Ende Juni waren in einem eigenen Lager in Geislautern 56 männliche Arbeiter aus den besetzten Ostgebieten untergebracht. Drei Holländer, die für Siemens-Schuckert (Mannheim) tätig waren, könnten beim Ausbau des Umspannwerks in Geislautern eingesetzt worden sein.
Das Kraft werk in Fenne setzte neben Kriegsgefangenen, Ostarbeitern und Ukrainern ferner Holländer als Hilfsarbeiter ein. Für das Luisenthaler Kraftwerk sind sogar für Februar 1945 noch ausländische Arbeiter belegt.
Zahlreiche Zwangsarbeiter wurden durch die Völklinger Dienststellen der Reichsbahn eingesetzt. Die Reichsbahn hatte 1943 fünf Dienststellen in Völklingen – Bahnhofsmeisterei, Betriebswerk, Bahnhof, Güterabfertigung und Bahnhofskasse. Dabei lassen sich zivile Arbeiter aus Frankreich, Luxemburg, Belgien und der Ukraine bei der Bahnmeisterei und der Betriebswerkmeisterei sowie beim Bahnhof belegen. In der Güterabfertigung waren sicherlich auch ausländische Arbeiter im Einsatz.
Beim Völklinger Bahnhof waren ein Franzose, der von 1943 bis 1944 als Dienststellenleiter fungierte, sowie sechs Luxemburger, zehn Belgier und zwölf Russen beschäftigt, die alle als Rangierarbeiter eingesetzt wurden. Einige der Arbeiter waren zuvor bereits bei der Bahnmeisterei selbst für Bahnunterhaltungsarbeiten im Einsatz gewesen, weswegen einige Namen doppelt auftauchen. Bei dieser Abteilung waren inklusive der Doppelungen 92 Belgier und 149 Ukrainer beschäftigt gewesen.
Nicht nur mitarbeiterstarke, sondern auch kleinere und mittlere Betriebe machten von der Arbeitskraft von Ausländern Gebrauch. Zwei in der Hallerstraße wohnhafte tschechische Malergehilfen könnten für einen in der Nummer 29 angesiedelten Malerbetrieb des Julius Costaz tätig gewesen sein. Wie bereits erwähnt wurden der kleinen Musikalienhandlung des Engelbert Oberhoffer in der Bismarckstraße 29 im September 1940 vermutlich für Instandsetzungsarbeiten Kriegsgefangene vom Fuhrpark der Stadt zur Verfügung gestellt. Bei der in Geislautern ansässigen Sargfabrik (und dem Beerdigungsinstitut) Vinzenz Steffen waren zwei gelernte belgische Schreiner in Anstellung.
Handwerkerbetriebe wie die in Fürstenhausen ansässige Bauklempnerei Josef Gorius setzten bereits 1940 französische Kriegsgefangene ein. Zu einem späteren Zeitpunkt könnten bei diesem Handwerksbetrieb mindestens vier Italiener angestellt gewesen sein. Der Kohlenhandlung Witwe Thiel in Luisenthal wurde ein Arbeiter zugeteilt.
Im März 1943 waren fünf russische Gefangene in der Kraftfahrzeugwerkstätte des Heinrich Loew beschäftigt. Auch 1944 verfügte Loew über russische Kriegsgefangene. Ebenso setzte das in der Adolf-Hitler-Straße gelegene Schuhmachergeschäft Schäfer kriegsgefangene Russen ein.
Die Firma Lorenz Trockle in Wehrden setzte nicht nur französische und russische Kriegsgefangene der Stadt Völklingen ein, sondern wenigstens achtzehn polnische und ukrainische Arbeiterinnen.
Der IMI-Einsatz im Stadtgebiet dürfte weit verbreitet gewesen sein. So lässt sich bei dem Bildstocker Baugeschäft Chr. Karst, dem Fürstenhauser Holzbauunternehmen Wendelin Westermann, der in Geislautern gelegenen Mühle Abel und Schäfer, dem Völklinger Bauunternehmen Schömer, dem Völklinger Malergeschäft Willms, dem Völklinger Dachdeckerbetrieb Heinrich Jung, dem Baugeschäft Franz Wildanger aus Fürstenhausen oder dem in Obervölklingen ansässigen Acetylenwerk das Heranziehen von gefangenen Italienern nachweisen. Auch aus dem Röchling’schen Arbeitskommando wurden militärinternierte Italiener an private Unternehmen verliehen. Wiederum profitierten die Firmen Schömer, Karst, Westermann und Abel und Schäfer.
Restaurationsbetriebe hatten ausländische Arbeiter beschäftigt, wie einige Beispiele zeigen. Das in der Adolf-Hitler-Straße (heute Poststraße) gelegene Café Alois Jung hatte wenigstens eine holländische Bedienung angestellt, die in der Bismarckstraße 57 wohnte. Bei dem Geislauterer Gastwirt Peter Schuler lebte und arbeitete eine italienische Arbeiterin.
Nachdem zunächst der Einsatz der Gefangenen beim Wiederaufb au der Stadt Priorität hatte, wurde erst ab Frühjahr 1941 – sicherlich auch durch den Winter bedingt, in dem die Landwirte wenig Arbeiten auf den Feldern verrichten konnten – der Kriegsgefangeneneinsatz in der Landwirtschaft vorangetrieben. Vereinzelt waren auch zivile Arbeiterinnen und Arbeiter auf den bäuerlichen Gütern tätig. So beschäftigte beispielsweise der Geislauterer Landwirt Josef Becker neben französischen Kriegsgefangenen im vierten Quartal des Jahres 1942 einen polnischen Arbeiter. Nach Angaben einer Kreis- und Gemeindestatistik des Jahres 1942 waren im Mai sechs zivile und 42 kriegsgefangene Arbeitskräfte in der Landwirtschaft eingesetzt. Das Bild wird bestätigt, wenn man sich die Abrechnung der Entlohnung der französischen Kriegsgefangenen des Arbeitskommandos 907 betrachtet, wo die in der Industrie eingesetzten Gefangenen den größten Anteil stellten. Der Anteil ziviler Arbeiterinnen und Arbeiter stieg in der Folgezeit ein wenig an. In einem offenbar im Mai 1942 eingerichteten Lager auf dem Hofgutgelände in Fenne (vielleicht in einer Scheune oder einem Stallgebäude), das durch den Landwirt Ludwig Schneider bewirtschaftet wurde, waren laut einer undatierten, nach Oktober 1943 angefertigten Aufstellung mindestens 16 Personen untergebracht, die sicherlich in der Hof- und Landwirtschaft eingesetzt wurden. Eine russische Arbeiterin war 1944, weil sie was von der Landwirtschaft verstand, bei einer Familie Kreis, die in Geislautern einen Hof sowie ein Lebensmittelgeschäft betrieb, als Landhilfe tätig. In der Industriestadt Völklingen, die über wenig landwirtschaft liches Hinterland verfügte, war somit nur ein marginaler Anteil der ausländischen Arbeiter und Kriegsgefangenen in bäuerlichen Betrieben tätig.
Die in der Stadt gelegenen Krankenanstalten beschäft igten ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter. Im Hüttenkrankenhaus waren eine polnische Arbeiterin und ein italienischer Arbeiter tätig. Außerdem wurden ausländische Arbeiter und Ärzte in den Krankenstuben der Lager eingesetzt. Bereits 1941 arbeiteten Kriegsgefangene als (Lager-)Sanitäter. Das St. Josef- Krankenhaus sowie das St. Michael-Krankenhaus setzten 1940 bzw. 1941 ebenfalls Gefangene vermutlich für Instandsetzungsarbeiten ein.
Zivilarbeiter oder auch Kriegsgefangene wurden stellenweise innerhalb Völklingens von einem Arbeitgeber zum anderen (Arbeitskommando, Privatpersonen oder Betriebe) weitergegeben oder nach ihrem Einsatz privat beschäftigt. So erhielt die Familie des Betriebschefs des Hochofenbetriebs, Diplom-Ingenieur Adam Holschuh, eine Ostarbeiterin vermutlich als Haushaltshilfe. 1944 waren sieben Ostarbeiter der RESW nicht in Betriebsabteilungen, sondern in Privathaushalten beschäftigt. Eine dieser Arbeiterinnen könnte beim Abwehrbeauftragten Karl Förger beschäftigt gewesen sein. Generaldirektor Wilhelm Rodenhauser beschäftigte 1943 Ostarbeiterinnen für Gartenarbeiten auf seinem Anwesen am Sonnenhügel. Direktoriumsmitglied Heinrich Stallmann, seit 1942 bei den RESW, und Branddirektor und Werkluftschutzleiter Ludwig Kammer beschäftigten Ostarbeiterinnen, die sogar im Lager Etzenhofen interniert wurden. An den Direktor des Kraftwerks in Wehrden, Diplom Ingenieur Werner Möbius, an Peter Rumpen sowie an die Familie des in der Werksleitung des Steinkohlenbergwerks Geislautern tätigen Hans Vowinckel wurden Arbeiterinnen als Hausgehilfinnen abgegeben.
Wie sich im Folgenden zeigen wird, wurde der weitaus größte Anteil der in Völklingen eingesetzten ausländischen Arbeitskräfte jedoch nicht bei der Stadtverwaltung oder mittleren und kleinen Betrieben, sondern in der Schwerindustrie eingesetzt.