Zwischen Kriegsbeginn 1939 und -ende 1945 kamen in Völklingen und an anderen Orten zahlreiche in der Hüttenstadt oder bei Völklinger Unternehmen eingesetzte Zwangsarbeiter zu Tode. Anhand der Sterberegister des Völklinger Standesamtes und Nachforschungen zu einzelnen Personen können über 330 Sterbefälle nachgewiesen werden, deren Zahl sicherlich noch höher lag. Wie viele hiervon als Zwangsarbeiter einzustufen sind, kann nicht exakt ermittelt werden. So kann zum Beispiel bei vier 1942 bzw. 1943 verstorbenen Italienern, Ludwig Fedrigo, Amadeo Mardigan, Antonio de Rocchi und Josef Sturm, nicht gesagt werden, ob diese freiwillig oder unter Zwang in Völklingen arbeiteten. Die Mehrzahl der registrierten Toten waren Ostarbeiter. Auf dem Waldfriedhof in der sogenannten Ausländergedenkstätte liegen 231 zivile und einige unbekannte kriegsgefangene Opfer begraben, deren Namen auf sechs Sammelgrabsteinen festgehalten sind. Die meisten der hier genannten Toten waren für die RESW im Einsatz, aber nicht nur.
Eine der häufigsten in den Sterbebüchern bei erwachsenen ausländischen Personen festgehaltenen Todesursachen war (Lungen-)Tuberkulose, eine Infektionskrankheit, die besonders geschwächte Menschen traf. Auch Lungenentzündungen (Pneumonie) oder Herz- und Kreislaufursachen lassen sich gehäuft als Ursachen ausmachen. Daneben sind einige (Betriebs-)Unfälle angeführt, die vielleicht auf fehlende Arbeitssicherheit hindeuten.
Als Todesursachen bei den 49 in Völklingen registrierten Sterbefällen von Kleinkindern werden vor allem Ernährungsstörungen oder Unterernährung angegeben. Auch Entzündungen des Verdauungstraktes (Darmkatarrh) oder Rachitis als Folgekrankheiten einer unzulänglichen oder falschen Versorgung waren für das Ableben ursächlich. Eine kleine Diphtherie-Epidemie könnte im Dezember 1943 in der Stadt Völklingen ausgebrochen sein, die aber allem Anschein nach schnell wieder in den Griff gebracht werden konnte. Andeutungen machte hierzu auch ein italienischer Arzt im Rastatter Prozess, der aussagte, dass den russischen Kindern die Verabreichung eines Antiserums verweigert wurde. Dass dieser Epidemie 30 Kinder zum Opfer gefallen sein sollen, wie bisher in der Literatur zu lesen ist, lässt sich mit Hilfe der Völklinger Sterbebücher jedoch nicht belegen. Danach waren drei ausländische Kinder im Dezember 1943 dem Diphtherieerreger erlegen.
Ein angeblich 1942 erfolgter Mord an einer Ostarbeiterin im Barackenlager Schulzenfeld, die in der Nachkriegszeit mit der Lagernummer 328 in Verbindung gebracht wurde, stellt sich bei genauer Prüfung als falsch heraus, da es sich bei der genannten Person um einen Mann, Julian Seluk, handelte, der vom 5. Mai 1942 bis 6. Juli 1943 bei den RESW eingesetzt war. An den Folgen von Misshandlungen seitens der Gestapo oder des Werkschutzes kamen Ausländer ums Leben. So gab der jugoslawische Arbeiter Jasar Ramadan gegenüber den französischen Ermittlungsbehörden zu Protokoll, dass sein Bruder Ejup aufgrund von Misshandlungen durch den Werkschutz verstorben sei.
Lebensgefahr drohte den ausländischen Arbeitern nicht nur durch die harten, unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, sondern auch durch die seit 1940 von den Alliierten geflogenen Fliegerangriffe oder seit Spätherbst 1944 durch die Beschießung der Ortschaften mit Artillerie oder Granaten. Völklingen wurde des Öfteren Ziel solcher Luftangriffe. Obwohl bereits der erste Luftangriff im Dezember 1940 erfolgte und weitere Angriffe in den folgenden Jahren stattfanden, waren die ersten Opfer des Luftkrieges erst am 11. Mai 1944 zu beklagen. Bei dem schwersten Luftangriff auf Völklingen am 11. Mai 1944 – in der Terminologie der Nationalsozialisten als Terrorangriff bezeichnet –, bei dem 26 Menschen getötet wurden, kam auch die 22jährige russische Arbeiterin Gseni Ovbadjuk ums Leben, die im Lager Tacke einquartiert war. Etwas mehr als drei Monate später, am Morgen des 16. Juli 1944, laut Sterberegister der Stadt Völklingen um 9.30 Uhr, bombardierten amerikanische Verbände die Stadt. Ziel des Luftangriffs waren offenbar die RESW. Die Werksanlagen blieben zwar von Treffern verschont, doch gingen einige Bomben wohl in der Bismarckstraße nieder und trafen dort das sogenannte Lager Ost I (Thomasmühle). Dabei wurden vierzehn Frauen und Männer im Alter zwischen 15 und 49 Jahren getötet. Unter diesen Opfern befanden sich sieben kranke Arbeiter, die in einem Schutzgraben des Lagers Thomasmühle getötet worden waren.
Am 1. November 1944 erlitten ein französischer, ein italienischer und ein polnischer Arbeiter tödliche Verletzungen durch Bordwaffenbeschuß. Weitere Kriegsopfer sind bereits oben genannt worden.
Mit dem Herannahen der Westfront seit Spätsommer 1944 in Richtung Saar wurde das Völklinger Gebiet in der Endphase des Zweiten Weltkrieges Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen. Spätestens seit Ende November 1944 bis Kriegsende lagen Völklingen und seine Stadtteile unter Artillerie- und Granatbeschuss beider Kriegsparteien, der auch Menschenleben forderte. Unter diesen Opfern befanden sich auch einige ausländische Arbeiter. Als Völklingen Ende November, Anfang Dezember 1944 – Wehrden und Geislautern waren knapp einen Monat besetzt – unter amerikanischem Beschuss lag, waren Menschenleben durch den Beschuss alliierter Artillerie zu beklagen. Am 30. November 1944 starben infolge eines Granatsplitters bzw. eines Steckschusses eine russische Hüttenarbeiterin (im Lager Saal Theis in Völklingen) und ein französischer Hilfsarbeiter (im Lager Wuppermann in Wehrden). Auch Obervölklingen lag an diesem Tag unter Feuer, sodass beim Abtransport der Arbeiter der Firma Gebr. Heimer zwei Menschen starben und drei schwer verletzt wurden. Am 11. Dezember 1944 kam die wohl im Dienste der Familie Riewer in Geislautern als Haushaltsgehilfin tätige Anna Bojko ums Leben, als sie in Bauch, Lunge und Kopf von Geschossen oder Splittern tödlich getroffen wurde.
Mindestens sechs Fälle von Selbstmord sind für Völklinger Zwangsarbeiter belegt. Der serbische Arbeiter Etem Hocanin erhängte sich am 10. Oktober 1942 im Wald beim Schulzenfeld. Im Wald auf der Bußer-Höhe wurde der französische Arbeiter François Staron am 5. Juli 1943 aufgefunden, nachdem er bereits über zwei Monate nicht mehr gesehen worden war. Am 11. November 1943 starb Maria Chnida/Gnida an einer Gasvergiftung in der Kohlenwäscherei der Hütte. Als Grund des Suizids gab der Werkschutzleiter zynisch an, dass ihr die Verhältnisse hier [= Völklingen] nicht mehr zusagten. Auf dem Gelände der Reichsbahn an Gleis 8 tötete sich Iwan Dowgospinni, indem er sich vor einen Zug warf. Nicht in Völklingen begingen die Röchling-Arbeiter Alexander Wasilewski und Wasili Kowalew Selbstmord.
Wie hoch die Suizidrate letztlich war und ob der ein oder andere Arbeitsunfall als Selbstmord zu werten ist, kann nicht abschließend beantwortet werden. Auch über vorgenommene Selbstmordversuche ist wenig bekannt. Für das Erziehungslager in Etzenhofen lässt sich bisher nur ein Todesopfer explizit namhaft machen. Möglicherweise starb ein weiterer Häftling nach seiner Haft entlassung an den Folgen der Erziehungshaft und dem Einsatz in der Kokerei. Die Sterberate unter in Völklingen eingesetzten Ausländern ist insgesamt jedoch höher anzusetzen als es die Standesamtsregister andeuten. So starben beispielsweise nicht alle bei den RESW eingesetzten Arbeiter auch in der Hüttenstadt. Während in einigen Fällen bekannt ist, dass Arbeiter z. B. in Saarbrücken verstorben sind, können andererseits Sterbefälle nachgewiesen werden, die in den Karteien oder Nachkriegszusammenstellungen nicht eingetragen worden sind. Im Folgenden werden kurz drei Schicksale näher geschildert, die als Völklinger Opfer eingestuft werden können.
Die Ausländerkartei vermerkt, dass der 1907 in Medwedeka oder Wedmediwka geborene Hilfs- und Landarbeiter Danilo Kriwenko im erweiterten Polizeigefängnis Saarbrücken verstorben sei. Sein Tod erfolgte in Saarbrücken am 22. Februar 1944. Etwas mehr als vierzehn Tage zuvor war Kriwenko wegen Bummel [!sic] und Flucht in Abwesenheit durch das Röchling’sche Schnellgericht zu 56 Tagen Etzenhofen verurteilt worden. Kriwenko wurde nicht in Etzenhofen eingewiesen, sondern dürfte vielmehr direkt nach seinem Ergreifen nach Saarbrücken verbracht worden sein.
Der polnische Blechschmied Alexander Wladyslaw Wasilewski, der am 8. April 1942 für das Hüttenwerk eine Tätigkeit im Betrieb 31 aufgenommen hatte, starb am 8. Juni 1942 ebenfalls in Saarbrücken. Doch finden sich hierzu keine Anhaltspunkte in der Völklinger Überlieferung. Wasilewski war am 15. Mai 1942 durch die Gestapo in die Saarbrücker Justizvollzugsanstalt wegen Mordverdachts eingeliefert worden, wo er laut Aufnahmebefehl der Gestapo in strenger Einzelhaft von anderen Häftlingen, besonders von Kasimir Walkowski getrennt, untergebracht werden sollte. Am 8. Juni 1942 wurde der Häftling erhängt in seiner Zelle aufgefunden.
Der genannte Walkowski war bereits am 14. Mai 1942 wegen staatsfeindlicher Betätigung in die Haftanstalt an der Lerchesflur in Saarbrücken eingewiesen worden und sollte laut Aufnahmebefehl der Gestapo ebenfalls in strenger Einzelhaft, insbesondere von Alexsander Wsilewski getrennt, gehalten werden. In welchem Verhältnis die beiden polnischen Arbeiter zueinander standen, ist nicht bekannt. Walkowski und Wasilewski waren aber gemeinsam in einem nicht näher spezifizierten DAF-Lager in Völklingen einquartiert und arbeiteten off ensichtlich im selben Betrieb. Auch Walkowski könnte als Völklinger Opfer eingestuft werden. Seine Gefangenenakte vermerkt, dass er am 27. Juli 1942 an das Konzentrationslager (KZ) in Dachau oder eines der Außenlager überstellt wurde. Dort wurde der als politischer Schutzhäftling geführte Pole am 30. Juli 1942 unter der Zugangsnummer 32.642 registriert. Knapp zwei Monate später, am 24. September 1942, wurde er an das in der Ostmark (Österreich) gelegene KZ Mauthausen (Häftlingsnummer 13.076) überführt. Anfang November erfolgte seine Überstellung an das KZ Mauthausen/ Kommando Gusen. Am 2. April 1943 verstarb Walkowksi laut Totenbuch des Kommandos Gusen an einer eitrigen
Rippenfellentzündung.
Schwer zu ermitteln sind die Sterbefälle unter den kriegsgefangenen Soldaten, da die Meldungen nicht an das Standesamt, sondern an die Wehrmacht geleitet wurden. Die von den RESW im März 1946 eingereichte Aufstellung zu den im Unternehmen eingesetzten Kriegsgefangenen nennt allerdings wenigstens sechs Sterbefälle unter den sowjetischen Kriegsgefangenen und vierzehn unter den IMI.
Auch in dem von der Stadtverwaltung betriebenen Gefangenenlager kamen mehrere russische Kriegsgefangene ums Leben. Folgende Sterbefälle von Gefangenen des Arbeitskommandos 907 lassen sich z. B. anhand der Lohnlisten für die Monate September bis Dezember 1942 nachweisen. Demnach starben alleine vier in städtischen Diensten stehende Gefangene im Monat September, und zwar Gewin Smolen (+ 4. September 1942), Verder Zimbaluk (+ 10. September 1942), Steff an Sawouloff (+ 12. September 1942) und Grihori Prudewus (+ 25. September 1942). Am 26. Dezember 1942 verstarb der russische Gefangene Alexander Agabonow. Schon in den vorherigen Lohnlisten werden zwei tote russische Kriegsgefangene genannt.
Diese im Jahr 1942 wenigstens vorgefallenen sieben Sterbefälle sowjetischer Gefangener des Arbeitskommandos 907, die durch die Stadt eingesetzt wurden, machen die sechs Sterbefälle unter mindestens 764 durch die RESW eingesetzten sowjetischen Gefangenen eher unglaubwürdig. Die Sterblichkeit unter den IMI war sicherlich ebenfalls höher. Dies zeigt der erst 1952 beurkundete Sterbefall des Gefangenen Ettore Uliano, der am 26. Mai 1944 in Völklingen gestorben war. Weder die beim ITS und im Saarstahlarchiv erhaltenen Listen der in Völklingen eingesetzten Italiener noch eine Karteikarte des Stadtarchivs Völklingen vermerken seinen Tod. Uliano, der am 9. Dezember 1943 vom Arbeitskommando 2065 an das Arbeitskommando 902, also das Röchling unterstehende Kommando, abgegeben worden war, schied am 30. April 1944 aus den Diensten der Hütte aus. Da die von der Hütte gemachten Angaben in die Aufstellungen italienischer Arbeiter und Kriegsgefangenen in die ITS-Listen eingeflossen sind, konnte sein Tod dort nicht vermerkt werden. Allerdings verblieb Uliano in Völklingen, denn er wechselte in das der Stadt unterstehende Arbeitskommando 907. Von dort wurde er anscheinend einer Be- und Entladekolonne des Zentralreferates für Verkehr (beim Reichsstatthalter der Westmark) zugewiesen. Spätestens als die Stadtverwaltung dem Zentralreferat 16 Reichsmark zurückzahlen mussten, weil ein IMI (Uliano Nr. 67762) verstorben war, hätte der Sterbefall bekannt sein müssen. Bei 26 in der Nachkriegszeit entdeckten und exhumierten Leichen gingen die Behörden davon aus, dass es sich um sowjetische Kriegsgefangene gehandelt hatte.
Wie viele Schicksale von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen der RESW und anderen Arbeitgebern ebenfalls mit dem Tod endeten, ohne dass eine Beurkundung in Völklingen erfolgte bzw. eine Nachricht übermittelt wurde, kann wohl nie abschließend geklärt werden und bedarf weiterer intensiver Nachforschungen.